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Sport: Der erste Gewinner

Der 23-jährige Arne Friedrich hält bei Hertha BSC schon jetzt die Hintermannschaft zusammen

Von André Görke

Berlin. Als der Mannschaftsbus unter der Tribüne des Dortmunder Westfalenstadions wartete, stand Arne Friedrich noch im Kabinenflur. Lange hat der Fußballprofi des Bundesligisten Hertha BSC auf diesen Abend gewartet, und nun stand er da und ließ sich viel Zeit. Hertha hatte sich zum Bundesliga-Auftakt beim Deutschen Meister Borussia Dortmund ein beachtliches 2:2 erspielt. Für Friedrich war es das erste Bundesligaspiel seiner Karriere. Als Andenken trug er das Trikot des Dortmunder Stürmers Jan Koller unter dem Arm. „Der ist ein sehr, sehr guter Fußballer“, sagte Friedrich. „Einfach überragend.“

Koller hat am Freitag auch gegen Friedrich gespielt. Natürlich war die Leistung des langen Tschechen gut, aber er hat kein Tor erzielt. Das spricht auch für Arne Friedrich, den Innenverteidiger der Viererkette. Dass der 23-Jährige einmal gegen die großen Klubs der Branche spielen würde, war eigentlich klar. Friedrich stand bis vor eineinhalb Monaten noch bei Arminia Bielefeld unter Vertrag und ist mit den Westfalen in die Bundesliga aufgestiegen. In der Bundesliga hatte sich Friedrichs längst herumgesprochen. Die Bayern hatten ein Auge auf ihn geworfen, auch Bayer Leverkusen und Dortmund. Doch als sich diese Klubs im Frühjahr meldeten, hatte Friedrich schon in Berlin unterschrieben. Herthas Manager Dieter Hoeneß „hat sich im November vergangenen Jahres bei mir gemeldet, er war der Erste“, sagt Friedrich. Das soll den Ausschlag gegeben haben. Hertha überwies 1,8 Millionen Euro nach Bielefeld. Friedrich unterschrieb einen Vertrag bis Juni 2005.

Nun musste er also gegen den Meister verteidigen. Kein schlechter Einstieg. Friedrich ist bei Hertha so etwas wie der erste Gewinner. Seine Integration läuft gut, menschlich wie sportlich. Dass es jedoch so schnell gehen würde, damit haben sie bei Hertha BSC wohl selbst nicht gerechnet. Ein bisschen Skepsis war schon da, als Manager Hoeneß den jungen Mann aus Bielefeld präsentierte. Viele dachten an Denis Lapaczinski. Den Abwehrspieler hatte Hertha ein Jahr zuvor aus Reutlingen geholt. Lapaczinski ist zwar zwei Jahre jünger, aber auch er hatte den Ruf, einer der besten deutschen Nachwuchsspieler in der Abwehr zu sein. Doch als es bei Hertha losging, da klappte bei Lapaczinski nicht mehr viel. Erst saß er auf der Ersatzbank, dann auf der Tribüne, und schließlich spielte Lapaczinski bei Herthas Amateuren in der Oberliga. Lapaczinski ist mit dem Wechsel in die Großstadt anfangs nicht klargekommen.

Auch Friedrich kommt aus der Provinz. Er hat in Bad Oeynhausen gewohnt, einer Kleinstadt bei Bielefeld, die nicht viel mehr als eine Auffahrt zur Autobahn zu bieten hat. Friedrich aber tritt sicherer auf, viel selbstbewusster. „Selbstverständlich hast du Respekt vor den Leuten, vor dieser Stadt, vor jenem Moment, wenn du plötzlich in der Kabine stehst und da Profis wie van Burik sitzen“, sagt Friedrich. „Aber wenn du Angst hast, blockierst du, dann kommt gar nichts dabei heraus.“

Natürlich kann er von einem erfahrenen Profi wie Dick van Burik viel lernen. Das sagt er selbst. Aber van Burik hat noch weniger davon, wenn Friedrich vor Ehrfurcht erstarrt und nur auf die Kommandos des Holländers warten würde. Das will auch van Burik nicht. Er hat in der Abwehrkette schon genug mit Michael Hartmann zu tun.

Van Burik plagt sich seit einigen Tagen mit Muskelproblemen herum und konnte so weder im Ligapokal noch zum Saisonauftakt in Dortmund mitspielen. Da auch Nationalspieler Marko Rehmer noch nicht fit ist, setzte Trainer Huub Stevens auf den jungen Mann aus Bielefeld. Friedrich überzeugte. Hertha schlug im Ligapokal die Bayern, Borussia Dortmund und auch Schalke 04. Jeweils mit Friedrich in der Defensive. „Ich bin fürs Erste zufrieden“, sagt Friedrich. Abstimmungsprobleme habe es gegeben, keine Frage. Aber Friedrich hat gegen Dortmund immerhin 66 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen. Gegen Spieler wie Koller, Ewerthon oder Addo ist das eine gute Bilanz. Wo Friedrich spielen wird, wenn Rehmer und van Burik zurückkommen, ist ihm egal. „Dafür werde ich nicht bezahlt. Da soll sich der Trainer den Kopf zerbrechen“, sagte Friedrich. Wichtig ist nur, dass er spielt.

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