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Sport: Der fast 39-Jährige Matthäus soll die Zukunft der MetroStars sein

Es war eine weiche Landung in der neuen Welt. Doch als Lothar Matthäus mit seiner Lebensgefährtin Maren Müller-Wohlfarth amerikanischen Boden betrat, dürfte ihn als erstes etwas Wehmut befallen haben.

Es war eine weiche Landung in der neuen Welt. Doch als Lothar Matthäus mit seiner Lebensgefährtin Maren Müller-Wohlfarth amerikanischen Boden betrat, dürfte ihn als erstes etwas Wehmut befallen haben. 48 Stunden zuvor hatten ihm im Münchner Olympiastadion 60 000 Meistersinger beim Triumph gegen Real Madrid einen sentimentalen Abschied bereitet. Hier am Flughafen von Newark begrüßten den Fußballer ein paar deutsche Reporter und Offizielle der MetroStars. Als echte Fans erschienen nur ein paar Schüler der German School of New York, die Matthäus mit einem Plakat "Lothar, herzlich willkommen in NY" empfingen. Willkommen im Soccer-Entwicklungsland USA.

Wenigstens wurde der vermeintliche Soccer-Messias wenig später an der neuen Arbeitsstätte wie ein wahrer Star empfangen. Im Konferenzraum des Giants Stadium erwarteten den Ex-Bayern über 100 Reporter und Kameramänner, wenngleich die Mehrzahl aus der deutschen Heimat stammte. Sehnsüchtig hatten sie ihn hier bei den New York/New Jersey MetroStars erwartet, und Nick Sakiewicz erhob den Deutschen gleich zum Heilsbringer. "Er ist ein Siegertyp und eine Führungspersönlichkeit", sagte der Soccer-Manager, "so ein Spieler hat den MetroStars gefehlt." Matthäus soll den Dirigenten spielen, der dem Panikorchester der Major League Soccer (MLS) Ordnung und Zusammenspiel beibringt. Eine herkulische Aufgabe, wo die MetroStars in der vergangenen Saison doch mit nur sieben Siegen und 25 Niederlagen als "schlimmster Klub der Welt" Schlagzeilen machten.

Das ist Vergangenheit. Die Zukunft soll Matthäus heißen. Der Münchner Medienprofi lächelte professionell im Scheinwerferlicht, hielt sein neues Trikot mit der Nummer 10 in die Höhe und posierte mit Maren Müller-Wohlfarth für die Fotografen. Über einen Dolmetscher ließ der 38-Jährige mitteilen, dass er "diese Herausforderung gesucht und keine Angst vor dem Druck und der großen Erwartungshaltung" habe. Er sei trotz des mehrfach verschobenen Starts des USA-Abenteuers "wirklich froh, hier zu sein". Dann fügte er noch pathetisch etwas von einem "ein Mann, ein Wort" an.

Matthäus, der das amerikanische Soccer-Rekordgehalt von über einer Million Dollar kassieren wird, schloss bei der Pressekonferenz nicht aus, seinen Einjahresvertrag mit der MLS zu verlängern. Das hängt natürlich vom Erfolg ab. Vollmundig versprach der Star: "Ich möchte den Fans mitteilen, dass ich hierhergekommen bin, um zu gewinnen und das Championship-Spiel zu erreichen." Das große Finale in der Meisterschaft steigt am 15. Oktober. Vielleicht trifft der Bayern-Star dann auf die Chicago Fire, die mit Hristo Stoitschkow laut der bulgarischen Tageszeitung "Troud" einen weiteren europäischen Fußball-Helden köderten. Dabei hatten die Liga-Bosse beim MLS-Startschuss vor vier Jahren noch betont, den Fehler der als Operettenliga bekannten North American Soccer League, in der Pele und Franz Beckenbauer kickten, nicht noch einmal zu begehen und Altstars über den großen Teich zu locken. Jetzt gilt routinierte Entwicklungshilfe - Matthäus wird bald 39, Stoitschkow ist 34 - als letztes Mittel gegen Zuschauerrückgang und sinkende TV-Quoten.

Matthäus steht unter Zugzwang. Die Mission ist heikel, und Unterstützung erhält der Bayern-Star von einem alten Bundesliga-Bekannten. Thomas Dooley, der zuletzt für Schalke und Leverkusen in der Bundesliga kickte, wechselte von der Columbus Crew nach New York. Ferner zählen auch US-Nationalspieler Tab Ramos und die beiden kolumbianischen Stürmer Adolfo Valencia und Alex Comas zu den Stars des umgekrempelten Ensembles, das mit Octavio Zambrano auch einen neuen Trainer bekam. Der erste Einsatz für Matthäus ist allerdings nicht in Manhattan geplant, sondern am 26. März in Miami. Das Heimdebüt ist für den 1. April vorgesehen. Dann wird sich zeigen, ob die MetroStars mit ihrem neuen Retter gegen die übermächtige Konkurrenz im Basketball (Knicks) und Baseball (Yankees) bestehen können.

Stefan Liwocha

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