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Sport: Der Feind in meiner Liga

Markus Huber, Österreich, über eine Idee des dortigen Fußballverbandes Der Österreicher als solcher hat es mit den Erbfeinden als solchen. Da wären, in willkürlicher Reihenfolge: der Tscheche, weil er immer behauptet, dass er die bessere österreichische Küche kocht; der Ungar, weil er behauptet, dass er der wahre Erbe der K.

Markus Huber, Österreich, über eine Idee des dortigen Fußballverbandes

Der Österreicher als solcher hat es mit den Erbfeinden als solchen. Da wären, in willkürlicher Reihenfolge: der Tscheche, weil er immer behauptet, dass er die bessere österreichische Küche kocht; der Ungar, weil er behauptet, dass er der wahre Erbe der K.u.-k.-Monarchie ist; der Italiener, weil er sich weder am Strand von Rimini noch am Stephansplatz so verhält, wie es ein Ausländer tun sollte (ruhig und zurückhaltend); der Deutsche, weil er einfach der Deutsche ist. Und, als spezieller Fall – der Schweizer.

Der Schweizer: kann nicht kochen und nicht Deutsch, hat keinen Humor, weniger Einwohner, aber ein höheres Bruttoinlandsprodukt, behauptet, er wäre noch neutraler als unsereiner und ist nicht einmal in der EU, kann nicht Ski fahren, nicht Ski springen und schon gar nicht kicken.

So. Und ausgerechnet dieser Schweizer soll nun nach dem Willen des österreichischen Fußballverbandes ÖFB den nicht wirklich prosperierenden österreichischen Fußball retten. Den ersten Anschlag haben die Funktionäre schon verübt, als sie sich gemeinsam mit den Schweizern für die Ausrichtung der Fußball-EM 2008 bewarben. Zu allem Überfluss hat die Uefa der Alpen-Bewerbung auch noch den Zuschlag erteilt. Am Mittwoch erfolgte dann der zweite Anschlag – da trafen sich Schweizer und ÖFB-Vertreter, um über die Gründung einer gemeinsamen Liga nachzudenken. Dadurch sollen Sponsoren und mehr Zuschauer angelockt werden. Am Mangel an beiden krankt der österreichische Fußball nämlich zurzeit.

Nicht, dass die Ösi-Liga-Partien besonders spannend wären. Zu den Krachern wie FC Kelag Kärnten gegen SV Plus City Pasching verirren sich selten mehr als 4000 Zuschauer. Ob das anders wird, wenn der FC Kelag Kärnten dann 2004 zum Heimspiel gegen den FC Wil lädt? Das einzige, was realistisch steigen würde, sind die Reisekosten.

Wobei – die könnten die Österreicher an anderer Stelle wieder sparen. Bei den Reisen zu Champions-League-Qualifikation- und Uefa-Cup-Spielen nämlich. Unwahrscheinlich, dass sich die österreichischen Klubs da in einer gemeinsamen Liga qualifizieren würden. Denn Erbfeind hin oder her: Die Schweizer kicken im Moment einfach besser.

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