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Der feine Unterschied: Abpfiff für Lahms Tagebuch

Philipp Lahm muss nichts befürchten, das war eigentlich klar. Denn in der Nationalmannschaft werden nur Äußerungen von Spielern bestraft, die in den sportlichen Planungen keine Rolle mehr spielen.

Immer wenn Prominente Memoiren schreiben lassen und als Buch in die Welt werfen, müssen ein paar provokante Stellen vorab veröffentlicht werden, um die Verkaufszahlen anzukurbeln. Philipp Lahm hat sich für die „Bild“-Zeitung entschieden, eine bewährte Lösung, wenn man wilde Schlagzeilen sucht.

Die bemüht-brisanten Passagen haben den gewünschten Effekt erzeugt – und nun wundert sich der Hobby-Autor, dass seine Ergüsse „verkürzt und überzogen rüberkommen“. Wenn ihn das ernsthaft überrascht, dann sollte er sich vorher bei seinen Beratern erkundigen oder den Werbespot anschauen, den er 2009 gedreht hat. Dort sagt er: „Meine Meinung zu Bild ist eine sehr positive, weil ich sie jeden Tag lese, weil man etwas anspricht, was vielleicht nicht jeder ansprechen würde.“

Lahm hat etwas angesprochen, was vielleicht nicht jeder ansprechen würde (warum sollte ein Spieler auch?), und sich nun kleinlaut entschuldigt. Damit hat er Sanktionen vermieden, wie sie einst Toni Schumacher (Nationalmannschafts-Aus nach „Anpfiff“) und Lothar Matthäus (Kapitänsbindenverlust wegen seines „geheimen Tagebuchs“) erlitten. Man kann Schmonzettenschreibern wie Matthäus, Schumacher, Effenberg oder Kahn noch so viel vorwerfen, aber immerhin standen sie später zu ihren wirren Aussagen.

Ohnehin zeigt die lasche Reaktion aus DFB-Kreisen, dass Lahm nichts gedroht hätte. Denn in der Nationalmannschaft werden nur Äußerungen von Spielern bestraft, die in den sportlichen Planungen keine Rolle mehr spielen, siehe Michael Ballack oder Roman Weidenfeller. Das ist der feine Unterschied.

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