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Sport: Der Fuchs hat Tradition

Warum der Handball in Berlin auf Heiner Brand setzt

Im Oktober vergangenen Jahres lief Henning Opitz auf dem Markplatz von Celle Staffan Holmqvist über den Weg. „Was machen denn die Reinickendorfer Füchse“, wollte der Präsident der Internationalen Handball-Föderation und Vizepräsident des europäischen Verbandes gleich nach der Begrüßung wissen. Für Opitz, den Vorsitzenden des Berliner Verbandes HVB, war das „ein weiteres Indiz dafür, welchen Stellenwert die Füchse noch immer in unserer Stadt haben“. Und vielleicht bald wieder bekommen. In der Hauptstadt gibt es seit einiger Zeit intensive Bemühungen, das Projekt „Erstliga-Handball in Berlin“ zu realisieren. Noch sind die Füchse, einst Europapokal-Halbfinalist, allerdings Zweitligist – und stemmen sich gerade mühevoll gegen den Abstieg.

Doch es gibt hoffnungsvolle Perspektiven. Dabei nimmt auch Bundestrainer Heiner Brand (siehe Interview) mit seinem möglichen Berlin-Engagement eine wichtige Rolle ein. Opitz: „Wir bauen auf ihn. Er ist eine Persönlichkeit und wäre ein erstklassiger Werbeträger für Berlin.“ Entscheidend wird jedoch sein, einen entsprechenden Sponsorenpool für das Projekt zu gewinnen. Zwei Unternehmer aus dem Ostteil der Stadt haben bereits Unterstützung zugesagt. „Allerdings unter der Bedingung, dass auch andere ihr Scherflein beitragen“, sagt Opitz. Inzwischen haben sich bereits zehn potenzielle Geldgeber gefunden, von denen einige auch Ausbildungsplätze und Stipendien anbieten. Einen Termin für ein gemeinsames Treffen sucht man freilich immer noch. „Dabei wird es höchste Zeit, denn bei den meisten Vereinen steht bereits das Gerippe für die nächste Saison, und Spieler wird man da nur schwer weglotsen können“, sagt Jörg Herrmann, Spielertrainer der Reinickendorfer Füchse.

So viel ist auch Herrmann klar: Aus dem jetzigen Füchse-Kader wird man keinen Spieler für die höchste Spielklasse rekrutieren können. Es müssen auswärtige Spieler geholt werden. Und, was fast noch schwieriger erscheint, die hiesigen Spitzenkräfte gehalten werden. Gerade da gibt es derzeit erhebliche Probleme. Am Wochenende verhandelt René Selke, eines der größten Berliner Talente, mit dem Bundesliga-Spitzenreiter TBV Lemgo, Rico Litzinger wechselt von den Füchsen nach Großwallstadt und mit Wittkowski wird ein weiterer Hoffnungsträger aus Eisenach umworben.

Dass die Füchse mit dem THW Kiel und dem SC Magdeburg Gespräche über eine Kooperation geführt haben, hat bislang noch nicht viel gebracht. Vieles soll sich jedoch ändern, wenn der Verein demnächst in eine Spielbetriebs-GmbH umgewandelt wird und einen bundesligaerfahrenen Manager verpflichtet. Viel verspricht man sich auch von der Zusammenarbeit mit der SG Polizei SV/VfL Tegel, die hervorragende Jugendarbeit leistet. Sehr zur Freude des Landessportbundes, der den Reinickendorfer Füchsen seine Unterstützung zugesagt hat.

Verläuft alles nach Wunsch, sollen die Füchse so verstärkt werden, dass sie im Jahr 2005 aufsteigen. Und wenn sie nach der laufenden Saison gleich wieder aus der Zweiten Bundesliga absteigen müssen? „Dann bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen“, befürchtet Opitz.

Klaus Rocca

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