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Sport: Der Gesprächige

Trainer Jürgen Röber setzt bei Borussia Dortmund auf Berliner Tugenden

Pal Dardai hat frei an diesem Nachmittag. Während des Trainingslagers von Hertha BSC in Marbella sind ruhige Stunden ein geschätztes Gut. Doch anstatt sich in sein Hotelbett zu legen, fährt Dardai zum Trainingsgelände, um seinem alten Trainer Jürgen Röber bei der Arbeit mit dessen neuer Mannschaft Borussia Dortmund zuzusehen. Dortmund trainiert zur Vorbereitung auf die Rückrunde auf demselben Gelände in Marbella wie die Berliner. Röber hatte Hertha bis Anfang 2002 trainiert, über fünf Jahre haben Dardai und Röber zusammen für Hertha gearbeitet. Als sie sich wiedersehen, wird gelacht, kurz geflachst, sie klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Dann trottet Röber zurück auf den Rasen.

Jürgen Röber hatte stets ein beinahe kumpelhaftes Verhältnis zu seinen Spielern, „aber immer mit der nötigen Distanz“, erinnert sich Herthas Manager Dieter Hoeneß. Röber hat kurz vor Weihnachten Borussia Dortmund von dem Niederländer Bert van Marwijk übernommen. In der Mannschaft stecken viel Talent und Geld. Dennoch konnte das Team die Erwartungen in der Hinrunde nicht ansatzweise erfüllen, in der Bundesliga stehen die Dortmunder auf dem neunten Platz, aus dem DFB-Pokal sind sie ausgeschieden. Die Fans wurden ob van Marwijks langweiligem Bloß-kein- Tor-reinkriegen-Stil unzufrieden. „Dass es so einen Abstand zwischen den Zuschauern und der Mannschaft gibt, ist untypisch für Dortmund“, sagt Röber. Auch in der Mannschaft gibt es Schwierigkeiten. „Unser Teamgeist ist durchaus verbesserungswürdig“, hat Abwehrspieler Christoph Metzelder gesagt. Röber hat nun eine Halbserie Zeit, das zu verbessern, sein Vertrag läuft bis zum Ende der Saison.

Die Situation von Falko Götz war vor einem Jahr im Trainingslager in Marbella vergleichbar. Auch Götz hatte eine Mannschaft, die in sich nicht geschlossen wirkte. Die jungen Spieler hatten mit den älteren Probleme – und umgekehrt. Inzwischen sind diese Schwierigkeiten anscheinend ausgeräumt. Wie Jürgen Röber ist Götz ein Trainer, der auf einer kumpelhaften Ebene mit seinen Spielern kommuniziert. „Das hat geholfen, die Situation zu verbessern“, sagt Innenverteidiger Dick van Burik. „Viele, viele Gespräche – das war das Mittel.“ Die Jüngeren seien einen Schritt auf die Älteren zugegangen und hätten Respekt und Verständnis gezeigt. Und umgekehrt.

Als Nachfolger des kühl wirkenden Bert van Marwijk kann Röber der Mannschaft Impulse geben, die sie lange nicht bekommen hat. „Röber hat eine ganz andere Philosophie“, sagt Lars Ricken, der sich in der Rückrunde wahrscheinlich als Spielmacher versuchen darf. Ricken hat sich schon ausführlich mit dem neuen Trainer unterhalten. Röber sei emotional im Training, er lege sehr viel Wert auf Fitness, sagt er. „Unter Bert van Marwijk haben wir zum Beispiel nie längere Läufe gemacht“, sagt Ricken. Jürgen Röber beginnt heftig zu gestikulieren und hebt die Stimme, wenn er darauf angesprochen wird: „Ich lege Wert auf Fitness. Das kann ich langsam nicht mehr hören: Fitness ist doch die Grundvoraussetzung für offensiven Fußball, dafür, dass wir die Fans begeistern.“ Auch die Fragerei nach dem Druck, der auf ihm lasten müsse, weil sein Vertrag nur bis zum Ende der Rückrunde läuft, geht dem 53 Jahre alten Trainer auf die Nerven. „Druck? Was heißt Druck. Ich freue mich, wieder dabei zu sein, das ist doch eine wunderbare Chance.“

Während des Testspiels zwischen Hertha und Heracles Almelo am Freitag setzt sich Röber auf einen Tribünenplatz, als ihn Herthas Torwart Christian Fiedler erkennt, ruft er ihm zu: „Aber Trainer, nichts reinrufen!“ Röber lacht.

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