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In der Zukunft angekommen. McLaren, hier mit Jenson Button, hat kurz vor Saisonbeginn alles über den Haufen geworfen – und Erfolg damit. Foto: dpa

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Sport: Der graue Schatten

Nur McLaren kann in der Formel 1 mit Red Bull mithalten – echte Konkurrenz aber ist das Team nicht

Zwei McLaren zwischen den beiden Red Bull auf den ersten vier Plätzen, der Rest des Feldes mindestens eine Sekunde dahinter: Nimmt man das Ergebnis des ersten Trainings zum Großen Preis von Malaysia in Sepang, dann sieht es so aus, als würden im Moment zwei Teams die Formel 1 eindeutig dominieren. „Im Prinzip kann man das einerseits so sagen, denn der Rest der Welt ist so weit weg“, sagt Fernseh-Experte Christian Danner. „Andererseits muss man aufpassen, denn von diesen beiden Teams ist eines noch einen Schritt voraus – und das ist Red Bull.“ Es war schon auffällig, wie Sebastian Vettel seinen vierten Platz mit einem lockeren Grinsen kommentierte, als wollte er sagen: Ist doch nicht so schlimm, das können wir noch viel besser. Und sein Teamkollege, der Trainingsschnellste Mark Webber, sagte, man hoffe schon, den „grauen Schatten McLaren“ für den Rest des Wochenendes los zu werden.

Dennoch zeigt sich immer deutlicher: Wenn es überhaupt einen Rivalen für Red Bull gibt, dann ist das McLaren. Schon beim Saisonauftakt in Australien war es Lewis Hamilton, der als Einziger halbwegs in Schlagdistanz zu Vettel bleiben konnte. Das Erstaunliche daran ist, dass für McLaren bei den Testfahrten im Winter so gut wie gar nichts gut gegangen war. Das Auto war schlichtweg zu langsam, Hamilton und Jenson Button schienen alles andere als Titelkandidaten zu sein. Doch in der größten Not hat McLaren eine radikale Entscheidung getroffen: Das Team warf alles über den Haufen, änderte in den aerodynamisch so wichtigen Bereichen Unterboden und vor allem Auspuffführung alles – ohne die Möglichkeit, das Auto vor dem ersten Rennen noch einmal zu testen.

Und es passierte, was in der Formel 1 nicht selbstverständlich ist. Theorie und Praxis passten wunderbar zusammen, die Simulationsergebnisse ließen sich perfekt auf die Strecke übertragen. „Das Auto ist durch diese Veränderungen bestimmt 1,5 Sekunden schneller geworden“, sagt Hamilton. Der Weltmeister von 2008 ist sich sicher, dass in der Zukunft noch mehr kommen wird. „Wir wissen jetzt, dass das neue Konzept funktioniert, jetzt können wir an der Verfeinerung arbeiten.“

Wobei eines klar ist: Was McLaren erfolgreich versuchte, ist eine Kopie des Red Bull. So konnte sich dessen Chefdesigner Adrian Newey auch ein gewisses Lästern nicht verkneifen: „Not bad for copycats“, nicht schlecht für Abkupferer. Dabei kennt Newey McLaren sehr gut – er hat dort selbst jahrelang gearbeitet, war unter anderem für das Auto verantwortlich, mit dem Mika Häkkinen 1998 Weltmeister wurde und mit dem er zu Saisonbeginn so dominierte wie jetzt Red Bull. Woraufhin die Fia damals nach Protesten der Konkurrenz prompt einige wichtige Details an dem McLaren verbot. So etwas will Newey diesmal unbedingt vermeiden. Deshalb darf die Konkurrenz gerne glauben, sie könnte an Red Bull herankommen.

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