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Sport: Der Jugendmeister

Beim VfB Stuttgart hat der Nachwuchs beste Chancen

Wenn es von einem Fußballverein heißt, er sei Rekordmeister, dann bedeutet das, er hat viele Meistertitel gewonnen. Bayern München ist im Profibereich ein Bespiel dafür. Weit weniger bekannt sind die Branchengrößen im Jugendfußball. Ihre Spiele überträgt kein Fernsehsender. Und so ist oft die Verwunderung groß, wenn plötzlich ein junger Spieler aus einem dieser Teams in einem Bundesligastadion auftaucht und Tore schießt. Das passierte am vergangenen Sonntag zum wiederholten Mal im Gottlieb-Daimler-Stadion, beim Jugend-Rekordmeister VfB Stuttgart. Zehn A-Jugend-Titel stehen in den Büchern des Vereins, dazu noch fünf bei der B-Jugend.

In der Vergangenheit hatten die Besten aus diesen Teams für den Aufstieg des VfB in der Bundesliga gesorgt. Sie schafften es bis in die Champions League, in der sie sogar Manchester United mit 2:1 besiegten. Danach aber, vor zwei Jahren, suchten sich einige Jungkicker neue Klubs, bei denen sie viel mehr Geld verdienen konnten: Kevin Kuranyi ging nach Gelsenkirchen, Alexander Hleb nach London und Andreas Hinkel nach Valencia. Das hatte einen Leistungsabfall zur Folge.

Am vergangenen Sonntag kam Kuranyi mit dem FC Schalke nach Stuttgart und bekam es beim 0:3 mit den neuen Jungstars zu tun, mit denen Stuttgart auf die alten Tugenden setzt. Zu seiner Zeit beim VfB mussten Talente wie er oftmals sehr schnell in der Bundesliga spielen, weil der Klub kein Geld für teure Stars hatte. Heute ist die Situation ähnlich, aber die Voraussetzungen im Nachwuchsbereich sind noch besser geworden.

„Zwischen 1990 und 1996 hatten wir eine absolute Hochphase“, sagt Jugendkoordinator Thomas Albeck. Es gab ein Jugendhaus, viele gut ausgebildete Trainer und der Klub führte das taktische Spielsystem 4-4-2 für alle Mannschaften von der Jugend bis zu den Profis ein. Man entwickelte enge Kooperationen mit Schulen, die Lehrer stellten, die den Fußballern speziellen Nachhilfeunterricht gaben. Mario Gomez (22) gestand in einem Interview von „Sonntag aktuell“, dass er 225 Fehlstunden hatte, bevor er sein Fachabitur ablegte. Seit Oktober 2006 gibt es nun im neuen Eventcenter direkt neben dem Stadion eine Jugendakademie, die 18 Jugendspieler beherbergt.

Gegen Schalke, beim 3:0 am Sonntag, schossen zwei 19-Jährige die Tore: Sami Khedira und Serdar Tasci. Der Deutsch-Tunesier Khedira ist Vertragsamateur und erst seit ein paar Monaten Bestandteil des Kaders. Der Deutsch-Türke Tasci ist seit der Winterpause dabei. Bei Khedira geht es um einen neuen Vertrag, der alte läuft zum Saisonende aus. Die Konkurrenz, so heißt es, stünde schon Schlange.

Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler meinte in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung“, Khedira werde „derzeit überall angeboten“. Er entscheide im Winter kontert der Betroffene, und versucht glaubhaft zu versichern, sein erster Ansprechpartner seien die Stuttgarter. Auf den ersten Blick scheint es fast gleichgültig, ob Khedira geht oder nicht. Die Stuttgarter bedienen sich aus einem schier unerschöpflichen Reservoir.

Khedira soll nun schnell einen Vertrag bekommen, der mit Tasci wurde gestern vorzeitig bis 2010 verlängert. In der Führungsetage des VfB steht längst fest, in Stuttgart soll wieder auf die Talente gesetzt werden. Auch, weil sie „sich nicht durch schlechte Ergebnisse einschüchtern lassen“, sagt Trainer Armin Veh und warnt vor voreiligem Jubel: „Hier wird jetzt kein Druck ausgeübt, das täte der jungen Mannschaft nicht gut.“ Veh will verhindern, dass „die Jungs überfordert werden“, weil sie von einem auf den anderen Tag die gesamte Erwartungslast des Klubs tragen müssen.

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