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Sport: Der kollektive Schock

Der Dopingfall des Thomas Oelsner hat die heile Welt der Paralympics durcheinander gebracht. "Wir sind von der Unschuld unseres Athleten überzeugt", sagte der deutsche Chef de Mission, Karl Quade, nachdem das Internationale Paralympische Komitee Oelsner wegen Missbrauch des anabolen Steroids Methenolon von den Winterspielen in Salt Lake City ausgeschlossen hatte.

Der Dopingfall des Thomas Oelsner hat die heile Welt der Paralympics durcheinander gebracht. "Wir sind von der Unschuld unseres Athleten überzeugt", sagte der deutsche Chef de Mission, Karl Quade, nachdem das Internationale Paralympische Komitee Oelsner wegen Missbrauch des anabolen Steroids Methenolon von den Winterspielen in Salt Lake City ausgeschlossen hatte. Der 31-jährige Oberhofer muss außerdem seine beiden im Biathlon und Langlauf gewonnenen Goldmedaillen sowie seine Akkreditierung abgeben und wurde für zwei Jahre für alle internationalen Wettbewerbe gesperrt.

Es war ein historischer Tag in Salt Lake City. Erstmals wurde ein behinderter Sportler bei den Winter-Paralympics des Dopings überführt. Dass es ausgerechnet einen deutschen Athleten erwischte, versetzte Sportler wie Funktionäre des Deutschen Behindertensport-Verbandes in den kollektiven Schockzustand. Doch es gibt noch Unklarheiten. Die nach dem Biathlonrennen am Freitag entnommene Urinprobe wies eine starke Konzentration von Methenolon auf, das vornehmlich im verschreibungspflichtigen Primobolan zu finden ist - einer Arznei, die bei der Tumor-Behandlung Anwendung findet. Eine zweite, nach Oelsners Sieg im Skilanglauf am Sonntag vorgenommene Doping-Kontrolle fiel negativ aus, obwohl Rest-Substanzen gefunden wurden.

"Aufgrund des schnellen Abbaus des Medikaments können wir davon ausgehen, dass das Anabolikum dem Körper nur einmalig und in Form einer Tablette zugeführt wurde", sagte Mannschaftsarzt Andreas Schmid, der am Dienstag gemeinsam mit Oelsner und Quade drei Stunden lang versucht hatte, der internationalen medizinischen Kommission die deutschen Argumente vorzutragen. "Die Einnahme von Methonolon ist irrsinnig. Es bringt dem Athleten kurzfristig keinen Wettbewerbsvorteil und kann von jedem Labor problemlos drei bis zehn Tage lang im Körper nachgewiesen werden." Der deutsche Pressesprecher Thomas Rugo wurde deutlicher: "Nur ein Idiot würde versuchen, sich damit zu dopen."

Der völlig entnervte Oelsner blieb in Salt Lake City allen Terminen fern und beteuerte per Erklärung seine Unschuld: "Ich bin sehr geschockt über die Vorwürfe und kann die Beschuldigungen gegen meine Person nicht nachvollziehen." Die deutschen Sportler übten sich in Solidarität mit ihrem Athleten-Sprecher. Die blinde Läuferin Verena Bentele widmete Oelsner im Ziel weinend ihre gerade gewonnene dritte Goldmedaille.

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