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Sport: Der lachende Erste

Früher Journalist, jetzt DFB-Generalsekretär: Wolfgang Niersbach hat eine rasante Karriere hinter sich

Berlin - Es gibt drei Worte, die Wolfgang Niersbach gern auf den Lippen trägt. „Ich grüße Sie“, sagt der Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) jedem, der ihm auf sportpolitischen Kongressen und den Ehrentribünen großer Fußballspiele über den Weg läuft. Worte, die Verbindlichkeit zeigen, aber persönlich wirken. Worte, die Niersbach gut beschreiben – als fröhlichen Menschen, der Distanz zu wahren sucht. Wenn der 56-Jährige Witze aus seiner rheinischen Heimat erzählt, wirkt er entspannt – und kann mit Leichtigkeit vergessen machen, dass es sich bei ihm um einen beharrlichen Menschen handelt, der mit Gewieftheit seine Ziele verfolgt. Und seine Karriere.

Niersbach ist mittlerweile einer der mächtigsten Männer im deutschen Fußball. Eine atemraubende Karriere führte den einstigen Agenturjournalisten an die Spitze des größten Sportverbandes der Welt. Niersbach, der 1988 vom Sport-Informationsdienst zum DFB kam, soll beim heute beginnenden Verbandstag in Mainz als Generalsekretär berufen werden. Gegenkandidaten gibt es keine.

Mit dem Wechsel wird in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main ein neuer Ton einziehen – leicht, aber dennoch nicht unernst. „Seine humorvolle Art ist sicher eine gute Voraussetzung für diesen Job“, prophezeit der bisherige Generalsekretär Horst R. Schmidt. Der bis ins Detail akribische und im Verband fest verankerte Schmidt hatte die Weltmeisterschaften 1974 und 2006 in Deutschland perfekt organisiert, wirkte und hielt sich aber im Hintergrund. Niersbach ist da anders. Gegenüber Vertrauten hat er erkennen lassen, dass er mehr Wert auf die Außendarstellung des DFB legen wolle. Funktionäre erwarten, dass er näher als sein Vorgänger an die Nationalmannschaft rückt, die er zwischen 1988 und 2001 als Pressechef betreut hatte. Innerhalb des Verbandes dürfte das allerdings nicht ohne Rangeleien abgehen. Vor seiner Wahl will sich Niersbach nicht zu seinen Zielen äußern.

Klar ist: Als Mittler kennt sich Niersbach gut aus, hinter den Kulissen schlichtete er schon manche Reiberei zwischen DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. Abstimmungsprozesse könnte Niersbach nun in eigener Sache vor sich haben – „das wird sicher auch den Präsidenten betreffen“, prophezeit ein Insider. Theo Zwanziger steht vor seiner Wiederwahl. Der DFB-Präsident muss nicht mit Widerstand rechnen, wurde aber zuletzt intern für die Darstellung des Verbandes kritisiert – etwa beim Sponsorenstreit mit Adidas und Nike sowie in der Affäre um den Jugend-Nationalspieler Ashkan Dejagah, der nicht in Israel spielen wollte.

Diffizile öffentliche Angelegenheiten weiß Niersbach durchaus zu regeln, das bewies er zuletzt als Vizepräsident des Organisationskomitees für die WM 2006. Dort blieb er meist seinem eigenen Motto treu: „Ruhig bleiben, auch wenn das Geschäft immer hektischer wird“. Zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, spielte er sein kommunikatives Geschick aus und verkaufte selbst das umstrittene Maskottchen Goleo als Erfolg. Nicht immer aber blieb er gelassen, etwa als es Kritik an den WM-Organisatoren beim Kartenverkauf gab. Schon als DFB-Pressechef beklagte Niersbach „Häme, Zynismus und Spott“ bei früheren Journalistenkollegen. Mehr Gelassenheit zeigte Niersbachs Ziehvater und – so darf man sicher behaupten – Vorbild: Franz Beckenbauer. Der schätzt Niersbachs Organisationstalent und fördert seine Karriere. Beckenbauer sagt zur Begrüßung übrigens nicht „Ich grüße Sie“. Sondern „Hallo“ oder „Servus“.

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