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Sport: Der Mann mit der Narbe

Bruno Sobrero ist 82 – und immer noch Leichtathlet

In „Scommettiamo que…“, der italienischen Variante von „Wetten, dass …?", traten Mitte der 90er Jahre vier ältere Herren auf. Zusammen über 300 Jahre alt, wollten sie die 4x100-m-Staffel unter einer Minute laufen. Die Wette galt. Vor einem Millionen-Fernsehpublikum rannte das Quartett die Stadionrunde in 58 Sekunden. Noch heute sind diese vier Herren in Italien die Lieblinge der Fernsehnation.

Einer von ihnen ist Bruno Sobrero. 82 Jahre alt ist er mittlerweile und hat, wie sollte es anders sein, gerade wieder eine Staffel gewonnen. 65,10 Sekunden lautet diesmal die Zeit, na ja, er ist ja auch älter geworden. Zufrieden schwingt Signor Sobrero die Arme in die Luft, seine insgesamt fünfte Goldmedaille in dieser Woche hat er sich hart verdient. Der Mann aus Turin ist einer von 4385 Athleten, die bei der Senioren-EM im Potsdamer Luftschiffhafen um die Europameistertitel kämpften. In diesem Kreis ist man meist unter sich, als Zuschauer kommen vorrangig Angehörige und Freunde. Bruno Sobrero etwa absolvierte in diesen Tagen die 100 m, 200 m, 80 m Hürden, Weitsprung und die 4x100-m-Staffel. Zeit für kleine Ruhepausen blieb da kaum.

Leichtathletik hat Bruno Sobrero schon als Jugendlicher betrieben, doch selbstverständlich war das für ihn keineswegs. Mit sechs Jahren durchtrennte ein Lastwagen bei einen Unfall sein rechtes Bein. „Die Ärzte wollten es mir amputieren, doch mein Vater sagte zu ihnen, dass er seinen Sohn lieber tot als mit nur einem Bein sehen will. Also wurde es wieder angenäht", erzählt der Italiener und zeigt auf eine große Narbe über dem Knie. Ein Jahr später konnte er schon wieder mit dem Sport beginnen, und in seiner Jugendzeit gehörte Sobrero zu den besten Leichtathleten seines Landes. In Potsdam schaute er sich in den Pausen die Wettkämpfe der anderen an. Und staunte. Auch weil er weiß, wie hoch diese Leistungen zu bewerten sind. Im Seniorensport ist Eigeninitiative gefragt. Weltmeisterschaften finden auf allen Kontinenten statt, eine Teilnahme will da schon ganz genau überlegt sein. Eike Papsdorf

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