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Sport: Der Meister verliert den Mut

In Stuttgart ist kein Weg aus der Krise in Sicht

Die Nacht muss kurz gewesen sein für viele Spieler beim VfB Stuttgart. Nicht, dass einer auf dem Volksfest auf dem nahen Canstatter Wasen gefeiert hätte, bis der Morgen graute. Es waren schwere Gedanken, die die schwäbischen Kicker nicht schlafen ließen. Der Frust der Profis ist verständlich, denn kein Meister seit 1967/1968 startete so schlecht in die folgende Bundesliga-Saison wie der VfB.

Symptomatisch für die Krise war nach dem 0:2 gegen Hannover 96 das Verhalten von Mario Gomez. Als gelte es mutig voranzuschreiten, legte der Stürmer ein umfassendes Geständnis ab. „Ich bin platt, es fehlt die Kraft, es gibt Tage, da geht nichts.“ Gomez sprach anschließend noch Fernando Meira von aller Schuld frei. Der Kapitän musste nach acht Minuten wegen Handspiels im Strafraum vom Platz. „Er ist nicht alleine schuld, auch ich habe versagt“, hauchte Gomez fast apathisch. Was die Sache beim kriselnden Meister also schwierig macht, ist die Tatsache, dass Gomez nicht als Einzelfall durchgeht. Der gesamte Verein scheint befallen von einem rätselhaften Erschöpfungssyndrom. „Wir stecken in einer Krise“, sagte Trainer Armin Veh.

In Stuttgart beginnt nun die Suche nach den Schuldigen für die Krise. Trainer Armin Veh forderte schon neue Spieler. „Dieser Kader ist zu klein für die Belastung der englischen Wochen“, sagte er gestern. Neue Kräfte aber gibt es frühestens in der Winterpause. Derweil bleiben die Probleme. Keiner der Zugänge erfüllt nur annähernd die Erwartungen. Da klingt es fast trotzig, wenn Manager Horst Heldt sagt: „Ich stehe zu jedem Neuzugang.“ Allerdings gelten zumindest die neuen Stürmer Ewerthon und Marica als Fehlgriffe, und deswegen muss der ausgepowerte Gomez trotzdem spielen.

Erholung ist nicht in Sicht: Wie Roberto Hilbert wurde auch Gomez gegen den Wunsch der Stuttgarter für die kommenden Spiele der Nationalelf nominiert. Serdar Tasci (Nasenbeinbruch) sagte hingegen für die U-21-Nationalmannschaft ab. Und die Ausfallliste wird immer länger. Nach Matthieu Delpierre, Thomas Hitzlsperger, Yildiray Bastürk, Tasci, Hilbert und Antonio da Silva fällt auch noch Arthur Boka vier Wochen wegen eines Innenbandrisses im Knie aus. „Die ganze Vorbereitung war so“, klagte Veh.

Auf Veh und Heldt kommen stürmische Zeiten zu. Die Klubführung, so behaupten manche, warte seit langer Zeit auf eine Reaktion, die Entschlossenheit der sportlichen Leitung zeige. Veh aber stellte sich auch nach der Niederlage gegen Hannover vor seine Mannschaft. Auf der anderen Seite taucht die berechtigte Frage auf, wen Veh zur Strafe auf die Tribüne setzen kann. Es ist schließlich kaum noch jemand da.

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