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Sport: Der Millionen-Poker

Wenn sich der Boxverband WBC auflöst, muss Witali Klitschko um seinen Titel als Weltmeister bangen

Berlin – Wladimir Klitschk gibt als Profiboxer nicht mehr viel her. Von dem US-Amerikaner Lamon Brewster wurde er zuletzt verprügelt, als Werbeträger ist er deshalb höchstens für Produzenten von Wundsalben und reißfesten Pflastern interessant. Werbung im Doppelpack mit seinem Bruder Witali scheidet also eher aus. Witali Klitschko ist Weltmeister im Schwergewicht, der soll in den USA groß rauskommen. Deshalb „können wir uns jetzt auch vorstellen, in den USA allein mit Witali zu werben“, sagte Carola Götz Klitschkos Vermarkter Sportfive.

Gut möglich allerdings, dass sich ein Solopart von Witali Klitschko bald erledigt hat. Klitschko ist Weltmeister des Weltverbands WBC, doch der kündigt gerade seine Auflösung an. Konkurs mangels Masse, die 31-Millionen-Dollar-Forderung von Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani treibt das WBC angeblich in den Ruin. Sollte der WBC nur noch Geschichte sein – was passiert dann mit WBC-Weltmeistern wie Witali Klitschko? Verlieren sie ihren Gürtel? Können sie als Weltmeister zu anderen Weltverbänden wechseln?

Können sie nicht, sagt Björn Ziegler, der Anwalt von Graciano Rocchigiani, der für den Ex-Profi den WBC verklagt hatte. „Sollte ein neuer Verband gegründet werden, dürfte dieser mit dem alten und dessen Boxern nichts zu tun haben.“ In diesem verlöre Klitschko seinen Gürtel, und Supermittelgewichtler Markus Beyer könnte ein Rematch um den WM-Titel gegen den Italiener Cristian Sanavia vergessen. Die WBC-Größen müssten sich in anderen Verbänden erst wieder hochdienen.

Das Problem ist, dass keiner genau weiß, was dann los wäre. So einen spektakulären Konkurs hat es ja noch nie gegeben. Der WBC ist immerhin der mitgliederstärkste Verband der Welt, alle Top-Promoter arbeiten mit ihm. Muhammad Ali, Lennox Lewis, Mike Tyson, Marvin Hagler, Oscar de la Hoya, das alles waren WBC-Weltmeister. Auch Klitschkos Promoter Klaus-Peter Kohl hat keine Ahnung, was die Zukunft bringen wird.

Hagen Doering dagegen sieht da viel klarer. „Die WBC-Verantwortlichen gründen einfach einen neuen Weltverband, übernehmen die Regularien des WBC und ernennen die WBC-Weltmeister zu Weltmeistern ihres Verbands“, sagt der Sport-Geschäftsführer des Boxpromoters Wilfried Sauerland. Es kursiert auch schon ein Name des neuen Verbands: UBC. „Es steht ja jedem Verband frei, Weltmeister zu ernennen“, sagt Sauerlands Geschäftsführer Doering. Im Profiboxen sieht man das ja nicht so eng. Der Mini-Verband NBA (Doering: „Ein Garagen-Verband“) hatte mal kurzerhand Lennox Lewis und Roy Jones, als die den WBC-Gürtel trugen, auch noch zu NBA-Weltmeistern ernannt. Ein kurzes Schreiben an die Stars zur Kenntnisnahme genügte. So stehen jetzt Box-Größen als verbandseigene Weltmeister auf dem NBA-Briefkopf. „Roy Jones und Lennox Lewis hatten doch zeitweise zehn oder elf Gürtel, vermutlich wussten die gar nicht, wo sie überall als Weltmeister geführt wurden“, sagt Doering.

Im Fall WBC/UBC aber geht es auch noch um Millionen Dollar. Die Spitzenpromoter wollen ja, dass ihre Stars als Weltmeister im Fernsehen boxen, nur so kassieren sie das große Geld. Die UBC braucht große Namen, die Promoter brauchen einen Verband – alles kein Problem, sagt Doering. Fest steht auf jeden Fall: Juristische Feinheiten, wie Ziegler sie erwähnt, spielen im Profiboxen traditionell eine eher untergeordnete Rolle. Deshalb wunderte sich Doering auch, dass Rocchgiani nicht auf den Vergleich einging. „Wenn das WBC wirklich aufgelöst wird, bekommt Rocchigiani fast gar nichts. Dann müssen ja erstmal die Mitarbeiter des WBC abgefunden werden.“

Sollte sich der Verband tatsächlich auflösen und mit nahezu identischem Personal als UBC wieder auftauchen, dann hat Graciano Rocchigiani auch keine Chance, sich mit seinen Forderungen an die neue Organisation zu halten. „Rein juristisch ist der UBC nicht haftbar für die WBC-Schulden“, sagt Björn Ziegler, der Anwalt. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Leute, die illegal Rocchigianis WBC-Weltmeistertitel aberkannt hatten, in der UBC die Fäden ziehen würden.

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