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Sport: Der Millionenfund

Polizei sichert bei Razzia Scheine mit Wettgewinnen

Berlin - In Wäschekörben trugen Bereitschaftspolizisten, Kripoleute und Steuerfahnder am Freitagabend Unterlagen aus dem Café King in Berlin-Charlottenburg. Fast vier Stunden lang wurde das Café im Zusammenhang mit dem Schiedsrichter-Skandal Hoyzer durchsucht, und als die Fachleute ihren Fund sortierten, machten sie eine interessante Entdeckung. Die Ermittler der Kripo stießen auf Auszahlungsscheine von Sportwetten. Der eine war auf 1,7 Millionen Euro Gewinn ausgestellt, der andere auf eine Million Euro. Dies hat der Tagesspiegel aus Ermittlungskreisen erfahren. Gefunden wurden auch zwei Plasma-TV-Bildschirme im Preissegment von 10 000 Euro, ein Bestellschein für einen Ferrari bei einem Händler in Berlin-Moabit sowie weitere hochwertige technische Geräte. Außerdem schleppte die Polizei drei hochwertige Fahrzeuge von drei der Festgenommenen ab. In mindestens einem Fall handelte es sich dabei um einen Mercedes der Luxusklasse.

Ein Richter des Amtsgerichts Tiergarten erließ gestern drei Haftbefehle wegen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs. Den Beschuldigten droht nun eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren. Für wen der vier Festgenommenen - der 39-jährige Besitzer des Cafés, zwei seiner Brüder und der Geschäftsführer – die Haftbefehle gelten, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, nicht sagen. Einer der vier zunächst vorläufig festgenommenen Männer ist inzwischen wieder entlassen.

Gäste, die häufig im Café King sind, waren überrascht vom Polizeieinsatz. Ein Mann, der oft ins Cafe kommt, sagte, er habe dort nie etwas Verdächtiges gesehen. „Das war nur der lauteste Laden, den ich in Berlin kenne.“ Dort hätten Besucher vor allem Fußballspiele angeschaut. Er habe nie etwas von Wetten mitbekommen. Ein anderer Mann aus Südosteuropa beschreibt den Besitzer des Cafés als „eher stillen, sogar depressiven Mann“. Der Cafébesitzer spielt nach Angaben eines anderen Mannes Fußball in einem kroatischen Seniorenteam. In dem Café seien auch Anhänger von SD Croatia gewesen. Das Café sei aber kein Vereinslokal von SD gewesen. Ein Augenzeuge, der bei der Festnahme dabei gewesen sein will, sagte, die Polizei habe zielgerichtet zwei der drei Brüder festgenommen. „Die wussten genau, wer und wo sie waren.“ Er habe auch ab und zu Schiedsrichter Robert Hoyzer in dem Lokal gesehen. „Der war da mit seiner Freundin. Er hat sich aber sehr unauffällig verhalten.“

Ein weiterer Bruder des Cafébesitzers war zu Beginn der Durchsuchung nicht vor Ort. Er tauchte später auf Anraten seines Anwalts Klaus Gedat auf und wurde festgenommen. Nach Angaben von „Focus“ soll sich der Mann als „Profizocker“ bezeichnen. Gegen ihn laufe bereits ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Das bestätigte Grunwald dem Tagesspiegel.

Einige Minuten später, nach den ersten Festnahmen, wurde der Geschäftsführer des Cafés abgeführt. Ein jüngerer Mann, der sich als Cousin der Brüder vorstellte, bestritt, dass Hütchenspieler oder sonstige Kriminelle im Café verkehrten. „Im Gegenteil, da tauchen oft Schauspieler von benachbarten Theatern auf.“

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