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Sport: Der müde Abgang der Marion Jones Auch über 200 Meter

kein Olympia-Ticket

Sacramento Ihre Stimme klang matt. „Ich bin tief enttäuscht. Es gibt nichts zu beschönigen. Ich war nun mal einfach ausgelaugt und müde, ein Start hätte nichts gebracht“, verkündete Marion Jones, die frühere Starsprinterin der USA. Aber das war schon kein Paukenschlag mehr, nicht mal eine große Überraschung. Dass die 28-Jährige bei den Trials der US-Leichtathleten auf ihren Start im 200-m-Halbfinale verzichtete, passt gut ins Bild. Sie war schon über 100 m nur Fünfte geworden, sie hatte sich mehr oder weniger ins Weitsprung-Finale gemogelt, vermutlich hätte sie über 200 m den Olympia-Einsatz sowieso verpasst. Allerdings: Im Weitsprung, lange Zeit ihre schwächste Disziplin, startet sie in Athen. Mit starken 7,11 m gewann sie das Weitsprung-Finale – in der Qualifikation war sie noch 6,39 m gesprungen. Aber auch diese Steigerung passt ins Bild: Marion Jones ist derzeit einfach ein Rätsel. Ist sie wirklich kaum in Form, weil die Geburt ihres Sohns erst ein Jahr zurückliegt? „Ich habe die Folgen der Schwangerschaft und der Geburt unterschätzt“, sagt sie. Oder läuft sie hinterher, weil sie plötzlich nicht mehr aus dem Balco-Labor mit dem Designer-Steroid THG versorgt wird, wie viele Beobachter vermuten? Oder ist sie einfach nervlich fertig, weil sie Angst hat, wegen THG-Missbrauchs angeklagt zu werden? Die US-Anti-Doping-Behörde sagte schon, dass sie genügend Material gegen Jones habe. Aber wie kommt es dann, dass sie plötzlich 7,11 m springt? Kurioserweise könnte Jones in Athen aber doch noch über 100 m sprinten. Torri Edwards, die Zweite der Trials über 100 m, steht unter Dopingverdacht und vor einer Sperre, Gail Devers, Vierte über 100 m, will lieber den Hürdensprint absolvieren. Bliebe als dritte US-Läuferin in Athen die Fünfte der Trials: Jones.

Jones hat Hoffnung, mehrere ihrer Kollegen haben dagegen gewaltigen Frust: 400-m-Weltmeister Jerome Young, 400-m-Weltrekordler Michael Johnson und andere Staffelläufer werden ihr 4x400-m-Gold von Olympia 2000 verlieren. Damit haften Johnson und die anderen Athleten für Youngs Vergehen: Young war 1999 positiv getestet, aber nicht gesperrt worden. Das wird nachträglich vom Leichtathletik-Weltverband geahndet. Tsp

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