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Sport: Der neue Glaube

Mit seinem späten Tor macht Alexander Madlung sich und Hertha stabiler

Berlin - Etwas verlegen stand Alexander Madlung vor den vielen Journalisten und bearbeitete mit seinen Fingern einen Zündschlüssel. Am liebsten wäre er ins Auto gestiegen und abgebraust. Doch das ging nicht. Der 1,93 Meter große Verteidiger von Hertha BSC war gerade mit seinen Mitspielern vom Waldlauf zurückgekehrt, den Trainer Falko Götz am Tag nach dem 1:1 gegen Werder Bremen angesetzt hatte. Madlung hatte die Bremer Führung in der Nachspielzeit mit einem wuchtigen Kopfballtor egalisiert und damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich gezogen. Vergessen die harte Kritik, die Manager Dieter Hoeneß vor einigen Wochen an ihm geübt hatte. Madlung habe die richtige Reaktion gezeigt, sagte Hoeneß, „er glaubt wieder an sich, und er hat gezeigt, dass er es kann“.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Hertha. Während die Berliner vor anderthalb Wochen ihr Heimspiel gegen Dortmund 0:1 verloren, haben sie diesmal eine Reaktion gezeigt. „Gegen Dortmund ist uns wenig eingefallen, aber heute hat das Team gezeigt, dass es spät noch ein Tor erzielen kann“, sagte Hoeneß. Es werde immer wieder Spiele geben, in denen die Mannschaft in Rückstand gerät, aber jetzt wisse sie, dass sie zurückkommen kann. „Diese Rückmeldung hat sie sich gegen Bremen geholt“, sagte Hoeneß.

Auch Falko Götz sprach von einem Gewinn für die Psyche der Spieler. Das Spiel selber aber wurde auch am Tag danach nicht viel besser, als es war. „Wir wollten schneller spielen und das Spielgeschehen möglichst oft verlagern. Leider hat sich unser Aufbauspiel in Einzelaktionen verzettelt“, sagt Götz. In der zweiten Halbzeit habe sich Hertha ein optisches Übergewicht erarbeitet, „aber der erste Konzentrationsfehler unterlief uns“. Götz vermisste Lauf- und Risikobereitschaft, Spielfreude und Passgenauigkeit vor allem im Mittelfeld. „Gegen Bremen haben wir es einfach mit den falschen Mitteln versucht“, sagte Götz.

Noch deutlicher wurde Niko Kovac. „Das war das schlechteste Spiel der Saison. Wir haben uns einlullen lassen.“ Nur einer hatte etwas dagegen. „Ich habe nur gedacht, wir müssen den Ball nehmen, nach vorn spielen und das Tor machen“, erzählte Alexander Madlung. „Gegen Bremen hat uns Alex gerettet. Er ist ein Ungeheuer“, sagte Kovac.

Kovac wollte seine Aussage nicht nur auf Madlungs Körpergröße verstanden wissen, sondern wie er diese zur Geltung bringt. So sieht es auch der Trainer. Madlung habe einen „sehr guten Angriffskopfball“, wie er sagte. Denn vorrangig dient Madlungs Kopfballstärke in der eigenen Verteidigung dazu, Gegentore zu verhindern. Madlung besitze ein gutes Timing, er wisse, wann und wie er zum Kopfball hochsteigen muss. Bewiesen hat er das in der vergangenen Saison, als er in vergleichbaren Situationen zwei wichtige Kopfballtore für Hertha erzielte. Nur war von den Qualitäten des 22-Jährigen in dieser Spielzeit noch nichts zu sehen, weswegen ihn Manager Hoeneß rüffelte. Madlungs Entwicklung sei ins Stocken geraten, er sei zu phlegmatisch und lege nicht die nötige Einstellung an den Tag. „Er braucht manchmal einen Tritt in den Hintern. Und den bekommt er dann auch gern von uns“, sagte Hoeneß gestern. „Stimmt“, sagte Madlung, er sei aufgeweckt worden: „Jetzt bin ich wieder auf dem Weg.“

Eine Verletzung (Ödem im Fuß) hatte Madlung dazu gezwungen, zwei Wochen lang einen Spezialschuh zu tragen. Mittlerweile ist er verletzungsfrei. „Alex ist ein großes Talent, und wir werden alles unternehmen, dass er die nötige Fitness bekommt“, sagte Falko Götz. „Ich weiß jetzt, dass ich in jedem Training an die Grenze gehen muss“, reagierte Madlung sehr zur Freude des Trainers. Der Impuls gehe immer vom Spieler aus. Madlung habe kapiert, dass er seinen Job ernster nehmen muss, „dass er sich nicht mit dem Minimum zufrieden gibt, sondern nach dem Maximum strebt“, sagte Götz.

Madlung hat sich für sein Tor einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Hertha hat ein wichtiges Spiel nicht verloren und einen wertvollen Spieler zurückgewonnen.

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