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Kleines Rätsel: Welche Botschaft will Alexander Esswein (links) hier verbreiten?

© dpa

Der Neuzugang von Hertha BSC überzeugt in Frankfurt: Alexander Esswein sendet eine deutliche Botschaft

Ein Tor, eine Vorlage: Beim 3:3 gegen Eintracht Frankfurt zeigt Alexander Esswein zum ersten Mal, was sich Hertha BSC von seiner Verpflichtung verspricht.

Alexander Esswein sah aus wie sein eigenes Denkmal. Er stand still und hatte seine Arme ausgebreitet, als ihm plötzlich einfiel, dass er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Esswein spurtete los, er wollte unbedingt den Ball haben. Von den Frankfurter Verteidigern bekam er ihn nicht, also lief er weiter in die Kurve mit den pfeifenden Eintracht-Fans und wurde bei einem Balljungen vorstellig. Esswein stopfte sich den Ball unters Trikot und den Daumen in den Mund – fertig war der handelsübliche Jubel von Fußballprofis, die in Kürze Vater werden. Diese Botschaft musste Alexander Esswein, der Offensivspieler von Hertha BSC, am Samstagnachmittag einfach noch loswerden.

Dem 26-Jährigen war auch sonst ein ziemlich beeindruckendes Statement gelungen. Zur Pause war Esswein von Herthas Trainer Pal Dardai eingewechselt worden. Dass die Berliner 20 Minuten später aus einem 1:2-Rückstand eine 3:2-Führung gemacht hatten, lag vor allem an ihrem neuen Mann, dem innerhalb von nur sieben Minuten eine Vorlage und ein Tor gelungen waren. Nicht schlecht für einen Spieler, der es in den 130 Bundesligaeinsätzen zuvor auf gerade mal zehn Tore und elf Vorlagen gebracht hatte. „Er macht ein überragendes Spiel für uns“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Per Skjelbred.

Es wäre noch überragender gewesen, wenn Hertha den Vorsprung über die Zeit gerettet hätte. Doch in der zweiten Minute der Nachspielzeit konnte Frankfurts Ante Rebic den Ball relativ unbedrängt auf Michael Hector flanken, der zum 3:3-Endstand einköpfte. Rebic war an der Seite von Mitchell Weiser und Alexander Esswein zwar gemeinsam gestellt, allerdings von keinem der beiden entscheidend gestört worden.

„In ihm steckt sehr viel“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai über Esswein. „Wenn wir das rauskitzeln, wird er noch ein paar Tore machen.“ Der letzte und der vorletzte Pass, der Torabschluss – all das seien Gründe gewesen, warum die Berliner in diesem Sommer so lange an Esswein gebaggert und ihn schließlich für 2,5 Millionen Euro vom FC Augsburg verpflichtet haben. Esswein ist schnell und stark im Eins-gegen-eins, wie er vor seinem Tor bewies, als er Rebic einfach stehen ließ und den Ball anschließend mit seinem schwächeren linken Fuß ins lange Eck schlenzte.

Herthas Neuzugang kann ein anarchisches Element sein – für den Gegner genauso wie für die eigene Mannschaft. Wer Esswein häufiger im Training beobachtet hat, den verwundert das nicht. Sein Spiel ist noch stark fehlerbehaftet, von vielen Ungenauigkeiten geprägt und in der Defensive auch von einer gewissen taktischen Naivität durchzogen. Gegen die Frankfurter brachte er von dreizehn Pässen nur fünf an den eigenen Mann; von allen Berlinern hatte er damit die schlechteste Passquote.

Esswein bringt das, was Dardai vermisst hat: Schnelligkeit

Trotzdem blieb von seinem Auftritt ein positiver Gesamteindruck. Unter der Woche, als Esswein beim Spiel gegen Bayern München zum ersten Mal bei seinem neuen Klub in der Startelf stand, war er bis zu seiner Auswechslung nach einer knappen Stunde nicht weiter aufgefallen; in Frankfurt nun wurde er nach seiner Einwechslung zur prägenden Figur bei Hertha. Er habe sich erst an das neue Team und die neue Umgebung gewöhnen müssen, sagte Esswein, „aber so kann’s jetzt weiter gehen“.

Gegen die Frankfurter war zum ersten Mal die größere Idee hinter der Verpflichtung Essweins deutlich zu erkennen. Trainer Dardai hat in der Vergangenheit immer wieder geklagt, dass es Herthas Kader an Schnelligkeit mangele, dass er dadurch leider nicht die Möglichkeit habe, ein umkämpftes Spiel in der Schlussphase, wenn beide Teams schon müde werden, mit einer entsprechenden Einwechslung noch für sich zu entscheiden. Am Samstag nun konnte der Ungar genau diese Schnelligkeit einwechseln. Mitchell Weiser rückte zurück in die Viererkette, Esswein besetzte die Position davor, und auf der anderen Seite spielte der Japaner Genki Haraguchi, der auch recht flott unterwegs ist. „Außen brauchst du diese Schnelligkeit“, sagte Pal Dardai. „Und in der zweiten Halbzeit hatten wir mit Weiser und Esswein eine verdammt schnelle Seite.“

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