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Sport: Der österreichische Patient Salzburg trauert einer erfolglosen Olympia-Bewerbung nach

Wien. Der Donnerstag, der Tag danach, in Salzburg.

Wien. Der Donnerstag, der Tag danach, in Salzburg. Trübe Stimmung – und ein Gerücht. „Die Deutschen“ seien schuld, heißt es. Zumindest ein hohes Maß an Mitschuld trügen sie daran, dass nicht Salzburg die Olympischen Winterspiele 2010 bekommen hat, sondern Vancouver. Hinter den Kulissen in Prag, sagt man, hätten sie kräftig gegen Österreich gearbeitet. Der Grund liege ja auf der Hand: Deutschland wolle sich die Chancen erhalten, den Zuspruch für die Olympischen Sommerspiele in Leipzig 2012 zu bekommen. Eine Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für Salzburg 2010, mit seinen Bob- und Rodelwettbewerben am Königssee ohnehin bereits halb in Deutschland, hätte für Leipzig 2012 das vorzeitige Aus bedeutet, genauso wie für die anderen Bewerber Moskau, Madrid, Paris, London und Istanbul.

Dass Salzburg vor dem IOC unerwartet blamabel abschnitt und mit nur 16 von 113 Stimmen im ersten Wahlgang ausschied, trieb Organisatoren und Beobachtern das blanke Entsetzen ins Gesicht. Und dann machte auch noch der angebliche Ausspruch eines israelischen IOC-Mitglieds die Runde: Salzburg sei ein guter Showblock zwischen zwei richtigen Bewerbern gewesen, Vancouver und Pyeongchang (Südkorea).

Aber wenigstens zweifelte Österreich nicht an sich selbst. Sogar das „recht fließende Englisch“ von Ski-Heros Hermann Maier wurde in den Medien gelobt; die sinnlose Auflehnung gegen das geopolitische Bündnis, das die Großen im IOC gegen das „kleine Österreich“ geschlossen hätten, erspart dem Salzburger Bewerbungskomitee beinahe jegliche Kritik. Nur leise wird darauf verwiesen, dass das Konzept „Mozart und Sport“ schon mal gescheitert sei: Ursprünglich hatte sich Salzburg bereits für die Winterspiele 2006 interessiert.

Am Tag danach tauchten auch erste Fragen auf, ob man sich bei der Olympia-Präsentation verkalkuliert habe: Ausdrücklich hatte Salzburg auf das „etwas höhere Durchschnittsalter“ der IOC-Honoratioren Rücksicht genommen, sie mit Mozart, Festspiel-Kultur und Kaffeehausambiente ködern wollen. Auch Hermann Maiers Unfall auf dem Motorrad war zu sehen: Noch nie dürften bei einer Olympia-Präsentation die Röntgenbilder von einem genagelten Unterschenkel gezeigt worden sein. Ein Appell an die arrivierten Ärzte im IOC?

Dem alten Toni Sailer, Österreichs Skifahrerlegende, flossen in Prag sogar die Tränen übers Gesicht. Im Gegensatz zu anderen habe Salzburg nur vorgezeigt, was es habe, sagte er. Man habe keine großspurigen, luftigen Versprechungen gemacht: „Wir waren einfach zu ehrlich."

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