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Sport: Der Retter wartet schon

Nach Kölns 1:2 gegen Hannover steht Trainer Koller bereit

Köln. Es war ein Spiel, das dem Trainer an der Seitenlinie nichts nützte. Jos Luhukay erlebte als zeitweiliger Chefcoach des 1. FC Köln die 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Hannover 96. Nach der Entlassung von Trainer Friedhelm Funkel ist die Krise in Köln weiterhin latent vorhanden. Der Aufsteiger verlor vor 33 000 Zuschauern nach einer eigentlich guten Leistung. Hannovers Führung durch den Ex-Kölner Thomas Brdaric in der ersten Halbzeit glich Matthias Scherz kurz darauf per Kopfball mit seinem ersten Saisontreffer aus. Das entscheidende Tor gegen die überlegenen Kölner erzielte Daniel Stendel in der 80. Minute. Für Luhukay war es von vorn herein das einzige Spiel als Cheftrainer. Denn heute wird wahrscheinlich die Verantwortung an einen anderen übergehen: Marcel Koller, Fußballlehrer aus der Schweiz.

Ein Zufall ist es nicht, dass die Wahl der Kölner Vereinsführung wohl auf den 42 Jahre alten Koller fiel. Der Trainer unterhält schon seit langem eine stabile Verbindung zu Kölns Manager Andreas Rettig.

Als Rettig vor neun Wochen den Zürcher Hardturm kurz vor Spielende verließ, hat der Manager des 1. FC Köln wahrscheinlich schon geahnt, dass die Akte Marcel Koller schneller auf den Schreibtisch kommen könnte, als von ihm geplant. An jenem Sonntag verloren die Grasshopper Zürich das Spitzenspiel der Schweizer Liga gegen den FC Basel mit 0:4. Nach diesem Spiel war der Niedergang der Zürcher Mannschaft nicht mehr aufzuhalten – und die Diskussion um Trainer Koller auch nicht. Woche für Woche quälte sich das Team durch die Super League und schied kläglich aus der Champions League gegen AEK Athen aus. Zur sportlichen Krise kam noch ein persönlicher Streit Kollers mit seinem besten Stürmer, Richard Nuñez aus Uruguay. Am Abend des 2. Oktober, nach einem 1:2 beim Dorfverein FC Wil, resignierte Koller. Acht Niederlagen in zwölf Meisterschaftsspielen und 26 Punkte Rückstand auf die Konkurrenz vom FC Basel, waren zu viel.

Koller stellte noch in der Kabine sein Amt zur Verfügung. „Ich hatte geglaubt, dass wir gemeinsam aus dem Loch finden“, sagte er damals ratlos. Die „Neue Zürcher Zeitung“ stellte enttäuscht fest, „dass Kollers Erfolgsgarantie innerhalb von drei Monaten verfallen ist“. Die Trennung beendete eine Verbindung, die von einer seltenen Vereinstreue gekennzeichnet ist. Schon im Juniorenalter war Koller beim Verein, spielte 22 Jahre für den Klub, gewann sieben Meistertitel, war fünfmal Pokalsieger und kam auf 55 Einsätze in der Nationalmannschaft. Nach seinem Rücktritt trainierte er drei Jahre in der Nachwuchsabteilung der Grasshopper, ehe er 1997 den Zweitligisten Wil übernahm. Vor vier Jahren wechselte Koller zum FC St. Gallen, mit dem er ein Jahr später den Meistertitel gewann.

Rettig und Koller kennen sich seit den Zeiten des Managers beim SC Freiburg. Den kurzen Weg nutzten die beiden Klubs damals zu Testspielen. Zu all dem passt Rettigs Anforderungsprofil für den neuen Kölner Chefcoach: „Wir brauchen keine flotten Sprüche und keinen Feuerwehrmann.“ Solche Sätze entsprechen der Welt, in der Koller lebt. Der Trainer sagt: „Ich bin bodenständig und ich plaudere nicht gern.“ Ja, er ist ein bedächtiger Vertreter seiner Branche. Koller sagt: „Ich will erfolgreich sein – das ist meine Genugtuung.“

Christoph Kieslich

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