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Sport: Der schweigsame Arbeiter

Von Harald Irnberger Als aktiver Kicker war Bernd Schuster in den Metropolen des Weltfußballs zugange – in Barcelona als Spieler des FC und dann in Madrid bei Real und Atletico. Als Trainer wird der Deutsche, den sein ehemaliger Coach Cesar Luis Menotti neben Mario Kempes und Diego Maradona zu den drei besten Spielern zählt, die je unter dessen Regie gearbeitet haben, sein bislang wichtigstes Spiel aber in der andalusischen Provinz erleben.

Von Harald Irnberger

Als aktiver Kicker war Bernd Schuster in den Metropolen des Weltfußballs zugange – in Barcelona als Spieler des FC und dann in Madrid bei Real und Atletico. Als Trainer wird der Deutsche, den sein ehemaliger Coach Cesar Luis Menotti neben Mario Kempes und Diego Maradona zu den drei besten Spielern zählt, die je unter dessen Regie gearbeitet haben, sein bislang wichtigstes Spiel aber in der andalusischen Provinz erleben.

Heute treten die seit Saisonbeginn von Schuster trainierten Spieler von Deportivo Xerez aus der Sherry-Stadt Jerez im benachbarten Huelva an. Mit einem Sieg im direkten Duell der Aufstiegskandidaten würde Schusters Klub am vorletzten Spieltag der zweiten spanischen Profiliga die Chance wahren, nächste Saison in der Primera Division mitspielen zu dürfen.

Auch wenn es für Xerez nach einem Formeinbruch zu Saisonschluss nicht sonderlich gut aussieht, war schon vor Wochen in „El Pais“, der bedeutendsten Zeitung Spaniens, von „Schusters andalusischem Wunder" zu lesen. In der Tat ist das erst letzten Sommer in die zweite Liga aufgestiegene Team die Überraschungself der Saison. Obwohl man sich kaum verstärkt hatte – einer der wenigen Neuzugänge war der frühere Frankfurter Alexander Kutschera –, setzte sich der Aufsteiger von Beginn an im Spitzenquartett der Tabelle fest. Doch zugleich ging es in allen anderen Bereichen des Vereins drunter und drüber. Bei Xerez, das mit einem Jahresbudget von drei Millionen Euro finanziell auf dem vorletzten Platz der zweiten Liga liegt, erhalten Spieler und Trainer ihre Gagen allenfalls in Ausnahmefällen einigermaßen pünktlich.

Und weil der Vereinspräsident mit dem Bürgermeister von Jerez im Dauerstreit liegt, blieb dem Klub das städtische Stadion während des Großteils der Saison verschlossen. Heimspiele mussten überwiegend im benachbarten Sanlucar de Barrameda ausgetragen werden. Gleichwohl sah es lange Zeit so aus, als sei Xerez der zweite Tabellenplatz nicht mehr zu nehmen. Doch dann wurde den Neulingen ihre Unerfahrenheit zum Verhängnis, und sie rutschten ab auf Platz vier.

Das ändert freilich nichts mehr daran, dass Schuster unter den Trainern in Spanien der Aufsteiger der Saison war. Xerez’ Präsident Luis Oliver sieht den Deutschen, dessen Einstand als Trainer bei Fortuna Köln eher erfolglos ausgefallen war, bereits als „den Cruyff des neuen Jahrzehnts“. Der Niederländer hatte als Coach in Barcelona während der Achtziger- und Neunzigerjahre stilbildend für den gesamten spanischen Fußball gewirkt. Und tatsächlich erinnert die Spielanlage von Xerez an Cruyffs Barcelona: nur drei Mann in der Abwehrreihe, ausgeprägtes Mittelfeld- und Flügelspiel. Man mauert nicht, sondern sucht den Erfolg im Angriff.

„Der Trainer weiß ganz einfach, wie man Fußballer optimal motivieren kann“, sagt Vicente Moreno, Mittelfeldregisseur von Xerez. „Wir zerbrechen uns nie den Kopf darüber, wie der Gegner spielen wird, sondern konzentrieren uns darauf, das eigene Spiel zu entwickeln." Torhüter Ramon Marti fügt hinzu: „Wir hegen große Bewunderung für den Trainer.“ Er sei zwar sehr deutsch, also eher kühl und schweigsam. Aber unter ihm würde viel und seriös gearbeitet. Marti: „Er ist ein Siegertyp, der allen Selbstvertrauen gibt." Schuster selbst sieht seine Bilanz eher nüchtern. „Wir haben bewiesen, dass man auch in der zweiten Liga guten Fußball spielen kann“, meint der Trainer über sein bisheriges Wirken in Jerez.

Dort wird er, wie immer das Aufstiegsduell auch ausgeht, wohl nicht mehr allzu lange bleiben. Zahlreiche Gerüchte bringen Schuster längst mit einer Reihe von spanischen Erstligavereinen in Zusammenhang. Trotzdem gibt er sich keinen großen Illusionen hin. „Mir ist klar“, sagt Schuster, „dass ich in der nächsten Saison weder Real Madrid noch den FC Barcelona trainieren werde.“ Dafür müsse er in seinem neuen Beruf noch eine Menge Erfahrungen sammeln.

Doch seine Ziele liegen durchaus in dieser Größenordnung. In nicht allzu ferner Zukunft will er eine Mannschaft übernehmen, „bei der die Voraussetzungen gegeben sind, um alles erreichen zu können: den Meistertitel in Spanien und die Champions League. Es ist mir egal, ob das Barcelona oder Madrid ist“. Bei anderen Mannschaften wird Schuster diese Voraussetzungen nicht vorfinden.

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