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Sport: Der siebenfache Überschlag reicht nicht Nigeria ist nach dem 1:2 gegen Schweden ausgeschieden

Von Martin Hägele Kobe. Adegboye Onigbinde, genannt Festus, ist ein einfacher Mann.

Von Martin Hägele

Kobe. Adegboye Onigbinde, genannt Festus, ist ein einfacher Mann. Aber einer, der Nigeria liebt. Und deshalb war er nicht beleidigt, als die Herren vom nigerianischen Verband in aller Welt herumtelefonierten, bei Jürgen Röber in Berlin anklingelten sowie auf Ruud Gullits Handy und schließlich sogar erwogen bei Bayer Leverkusen den gesamten Betreuer-Stab um Klaus Toppmöller für die WM zu leasen. Festus war stolz, als nach den vielen Absagen die Wahl auf ihn fiel. Es machte ihm nichts aus, dass er vor allem deshalb genommen wurde, weil er mit weitem Abstand der billigste war. Es bedeutete ihm etwas, das bevölkerungsstärkste Land Afrikas zu präsentieren, das war etwas anderes als Trainer von Trinidad und Tobago, sein letztes und wenig erfreuliches Kapitel. Auf die Karibikinsel war er über seine Fifa-Kanäle und durch den zwielichtigen Vorständler Jack Warner vermittelt worden.

Und Festus wird seinen Stolz aus Japan wieder mit heimnehmen zu den 130 Millionen Menschen Nigerias. Auch wenn nun in den Zeitungen von Lagos und in der neuen Hauptstadt Abuja schon die Nachrufe stehen für die ehemaligen Super-Eagles. „So ist Fußball“, verabschiedete sich der Trainer von den Medien in Kobe , „manchmal muss auch ein gutes Team schon früh von einem Turnier heimfliegen". Eines aber sei seiner Mannschaft gelungen, „wir haben unsere Spiele gegen Argentinien und Schweden immer offen gehalten." Seine Ehre und die Ehre seines Landes bedeuten Nigerias Coach offenbar sehr viel. Weshalb ihm das Versprechen abzunehmen ist, dass sich Okocha und Co. auch gegen England nicht hängen lassen werden. Dass sie, nur weil sie keine Chance aufs Weiterkommen mehr haben, Punkte oder Tore verschenken, nein, nicht mit ihnen.

Die Welt soll sie gut in Erinnerung behalten. Im Falle Julius Aghahowa muss sie das sogar. Nigerias erstes Tor bei diesem Turnier wird in keinem WM-Film fehlen. Schon weil der Torschütze seinem Kopfball nicht nur mit einem Salto feierte, sondern der Jubelnummer des Deutschen Klose gleich sechs Handstandüberschläge und einen Salto vorausschickte. Von dem 20-Jährigen wird man in näherer Zukunft noch mehr sehen. Arsene Wenger hat ein Auge auf dieses Talent geworfen, und so dürfte der schnelle, trickreiche und trotzdem athletische Stürmer schon bald von der Ukraine nach London umziehen, und die Adresse Schachtjor Donezk mit Arsenal London tauschen.

Während Nigerias Team mit hängenden Köpfen und begleitet von großem Beifall das Feld verließ, zeigten die Schweden dem Publikum die Faust. Ausgerechnet jene Mannschaft, der zuvor die geringsten Chancen aufs Weiterkommen eingeräumt worden war, hat nun schon vier Punkte auf dem Konto. Anders als die Spieler genossen die zwei Trainer ihre Freude und Genugtuung eher still. „Wenn wir einen guten Tag erwischen, können wir auch Argentinien ärgern, aber erst werden wir uns heute Abend gemütlich vor den Fernseher setzen und den Favoriten zuschauen“, erzählte Trainer Lars Lagerbäck. Dann folgte noch eine Erklärung, weshalb sich die schwedische Ausgangsposition so erfreulich verbessert hat. Alle ihre Leute besäßen einen hervorragenden Charakter und keiner scheue sich fürs Team zu arbeiten. Womit in erster Linie der zweifache Torschütze Henrik Larsson gemeint war. Aber dass der 30-Jährige schuftet, das hat man auch vorher schon gewusst. Nur, dass der sonstige Vorarbeiter auf einmal so sicher trifft, das ist etwas Neues von der blau-gelben Kolonne.

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