zum Hauptinhalt

Sport: Der Spieler als Souvenir

Von Christoph Daum Eine Weltmeisterschaft ist wie eine Messe: Die Spieler präsentieren sich und wollen ihren Marktwert verbesseren; die Vermittler buhlen um transferierbare Kunden; die Vereinsmanager locken mit lukrativen Angeboten. Viele Spieler haben deswegen vor der WM noch keinen neuen Vertrag unterschrieben.

Von Christoph Daum

Eine Weltmeisterschaft ist wie eine Messe: Die Spieler präsentieren sich und wollen ihren Marktwert verbesseren; die Vermittler buhlen um transferierbare Kunden; die Vereinsmanager locken mit lukrativen Angeboten. Viele Spieler haben deswegen vor der WM noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Aufregend wird die Sache aber auch für jene Spieler, die eigentlich noch gebunden sind, sich plötzlich aber spektakulär nach vorne spielen - wie Miroslav Klose zum Beispiel. Wir dürfen gespannt sein, wie dessen Arbeitgeber Kaiserslautern auf kommende Traumangebote für den „Unverkäuflichen“ reagiert - und auch darauf, ob Klose selbst den Verlockungen wiederstehen kann.

Dazu gleich mehr. Doch zunächst einmal weg von den großen Fußballnationen. Werfen wird einen Blick auf Länder, in denen das Geschäftsinteresse sogar die Aufstellung bestimmt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich mancherorts Spieler direkt oder über ihre Berater ins Team einkaufen. Da bei erfolgreichen Transfers hohe Summen fließen, fällt für jeden etwas ab. Einige Nationaltrainer und Verbandsmitarbeiter stocken auf diese Weise ihr Salär beträchtlich auf.

Zurück zum Normalzustand, und der sieht oft so aus: Die Manager von begehrten Spielern, deren Verträge auslaufen oder die bereits frei sind, halten richtige Audienzen ab, um ihre kostbare Ware an den meistbietenden zu veräußern. Immer öfter werden solche Transfers mit Bargeld abgewickelt oder an Tauschaktionen geknüpft.

Und da sind wir wieder bei Miroslav Klose. Noch bietet Lauterns Vorstandsvorsitzender Atze Friederich allen Interessenten die Stirn. Doch im Profifußball gibt es immer einen Punkt, an dem ein Nein gebrochen wird. Die großen Vereine Europas überschreiten noch immer, trotz der bekannten Krisen, alle Schmerzgrenzen und bieten hoch und höher mit, weit jenseits von wirtschaftlicher Logik und Refinanzierbarkeit. Seinen Verein mit einem Superstar der WM zu schmücken, ist für viele Vereinsvertreter keine Frage des Geldes, sondern eine reine Imagesache.

Dem Gerangel um die wenigen Ausnahmespieler der WM sieht die Bundesliga, unter wirtschaftlichem Druck langsam vernünftiger geworden, nur staunend zu. Doch auch wir werden den einen oder anderen ausländischen WM-Teilnehmer zur neuen Saison in der Bundesliga begrüßen können. Vielleicht findet wieder ein Spieler aus Japan oder Südkorea den Weg zu uns, einer, der anschließt an die großartigen Leistungen eines Bum Kun Cha oder Okudera. Freuen wir uns drauf.

Der Fußballlehrer Christoph Daum analysiert an dieser Stelle täglich die WM.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false