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Sport: Der Sportler will nichts unversucht lassen und bietet jetzt 100 000 Mark für sachdienliche Hinweise im Dopingfall

Das Szenario erinnert an die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst", wenn zur Ergreifung eines Straftäters eine Belohnung ausgesetzt wird. Jetzt hat der unter Dopingverdacht stehende Dieter Baumann zu dieser Maßnahme gegriffen und 100 00 Mark ausgesetzt, in der Hoffnung, doch noch einen großen Unbekannten präsentieren zu können.

Das Szenario erinnert an die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst", wenn zur Ergreifung eines Straftäters eine Belohnung ausgesetzt wird. Jetzt hat der unter Dopingverdacht stehende Dieter Baumann zu dieser Maßnahme gegriffen und 100 00 Mark ausgesetzt, in der Hoffnung, doch noch einen großen Unbekannten präsentieren zu können. Um dadurch letztlich seine Unschuld beweisen zu können. Die Verunreinigung seiner Zahncreme mit dem Muskelaufbaupräparat Nandrolon soll, so argumentiert jedenfalls Baumann, zu den positiven Dopingproben bei Trainingskontrollen vom 19. Oktober und 12. November 1999 geführt haben. Deshalb hatte Baumann Ende November Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Tübingen erstattet.

"Ich möchte nichts unversucht lassen, den Täter zu finden. Dazu zählt die Belohnung", sagte Baumann zu seiner Aktion, die einen neuen spektakulären Meilenstein in der "Affäre Baumann" darstellt. Die von ihm verfasste Pressemitteilung ist kurz und prägnant: "Dieter Baumann stellt für Hinweise, die zur Überführung des Täters oder der Täter im Ermittlungsfall Dieter Baumann führen, eine Prämie von DM 100 000 von seinem eigenen Bankkonto zur Verfügung." Sachdienliche Hinweise nähme die Kriminalpolizei Tübingen entgegen.

Den Entschluss zu dieser höchst ungewöhnlichen Aktion fasste der 5000-m-Olympiasieger von 1992 während seines zehntägigen Trainingslagers in Albufeira (Portugal). "Ich hatte schon öfter daran gedacht, eine Prämie auszusetzen, glaube aber, dass jetzt der günstigste Zeitpunkt dafür ist. Solange ermittlungstechnisch im Dunkeln getappt wurde, machte es keinen Sinn", sagte Baumann. Der 5000-m-Europarekordler erklärte, mit der ausgesetzten Belohnung wolle er der Kriminalpolizei ermöglichen, "noch mehr Informationen zu sammeln, um zum Täter zu gelangen". Er wolle "aus ermittlungstechnischen Gründen" jedoch keine Auskunft "zum potenziell möglichen Täterkreis" geben.

Unabhängig von dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren wird die Luft für den Olympiasieger immer dünner. Durch die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) angenommene Befangenheit des Kölner Doping-Fahnders Professor Wilhelm Schänzer ist höchst fraglich, ob dieser noch wie von Baumann erhofft als Entlastungszeuge im Verbandsverfahren anerkannt wird. Schänzer darf nach einem Antrag des DLV auf Weisung des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) seit Dienstag vorerst keine Trainingskontrollen von DLV-Athleten mehr analysieren. Den vorläufigen "Lizenz-Entzug" für das Kölner Schänzer-Institut wollte Baumann nicht kommentieren: "Ich kann und möchte dazu keine Stellungnahme abgeben."

Überrascht und skeptisch äußerte sich Clemens Prokop, Vizepräsident Recht im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu Baumanns Vorgehensweise. "Ich habe an diese Möglichkeit gar nicht gedacht. Das Instrument Prämien auszuloben, funktioniert in der normalen Kriminalität sehr begrenzt. Ich bin skeptisch, ob dies ein Weg sein wird", meinte der Richter.

H. R.

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