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Sport: Der Star, der aus dem Knast kam

Schalke verstärkt sich vor dem Spiel gegen Hertha mit zwei Uruguayern

Von Richard Leipold

Gelsenkirchen. Rudi Assauer gab sich wie ein Aktionär, der an der Börse ein gutes Geschäft gemacht hat. „Wir haben einen günstigen Kurs erwischt“, sagte der Manager des FC Schalke 04, als er am Donnerstag den Vertragsabschluss mit zwei Fußball-Nationalspielern aus Uruguay erläuterte. Wie viel Geld der Transfer der beiden WM-Teilnehmer Dario Rodriguez und Gustavo Varela den Bundesligaklub gekostet hat, verriet Assauer nicht. „Aber sie sind mehr wert, als wir bezahlt haben.“ Rodriguez und Varela sollen schon am Sonntag im Heimspiel gegen Hertha BSC eingesetzt werden.

Trainer Frank Neubarth hatte eine Weile auf die Verstärkungen warten müssen, die er während der Vorbereitung des Öfteren angemahnt hatte. Assauer dagegen hatte von Anfang an auf Zeit gespielt und auf fallende Kurse spekuliert. Aufgefallen waren die beiden Südamerikaner ihm schon im April beim Länderspiel zwischen Italien und Uruguay. „Doch vor drei, vier Monaten wurden noch ganz andere Summen aufgerufen“, sagt Manager Assauer. „Füße ruhig halten und warten, warten, warten": Diese Taktik sei aufgegangen. Da Neubarth und die Mannschaft die Wartezeit mit zwei Siegen in der Bundesliga überbrückt hätten, werde die Integration der beiden neuen Mitarbeiter umso leichter fallen.

Assauer sieht in den beiden Zuwanderern aus Uruguay „zwei hochkarätige Profis“, denen die deutsche Mentalität auch aufgrund ihrer Herkunft liegen müsste. Von den gut drei Millionen Einwohnern Uruguays stammen mehr als achtzig Prozent aus Europa. Für die Verpflichtung eines Brasilianers sei die Zeit noch nicht reif, sagt Assauer. „Ich glaube nicht, dass ein Brasilianer im Moment zu uns passt.“ Der FC Schalke lege „besonderen Wert auf den Charakter“ eines Spielers, „deshalb haben wir uns für die beiden entschieden".

Die Atmosphäre in der Arena AufSchalke dürfte den beiden keinen allzu großen Respekt einflößen. Sie haben in Montevideo oft vor achtzigtausend Zuschauern im Hauptstadtderby gegeneinander gespielt – Rodriguez für den Arbeiterverein Peñarol, Varela für den feineren Klub Nacional. Bei diesem Schlagabtausch ging es zuweilen hoch her: Vor zwei Jahren endete es für Dario Rodriguez mit einer Gefängnisstrafe. Nach dem Schlusspfiff war es unter den Spielern zu einer Keilerei gekommen. Sechs Profis von Peñarol und drei von Nacional wurden wegen der Schlägerei für zehn Tage ins Gefängnis geschickt.

Um den Trainingsrückstand in Grenzen zu halten, übernahm dort der ebenfalls inhaftierte Übungsleiter von Peñarol das Training und ließ auch die Spieler des Lokalrivalen mitmachen. Rodriguez ist die Teilnahme an diesem Sondertraining inzwischen ein wenig peinlich. „Es ist nicht immer so in Uruguay“, sagt er leise.

Doch wegen seiner Vorstrafe braucht er sich auf Schalke keine Sorgen zu machen. Manager Assauer findet die Geschichte lustig und wollte unbedingt, dass Rodriguez sie bei seinem Einstand erzählt. „Immerhin ist er von unseren Spielern der erste, der im Gefängnis gesessen hat und schon mal Meister war.“

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