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Sport: Der Stellenwert des Pokalwettbewerbs soll erhalten bleiben und nicht zur perfekten Inszenierung verkommen

Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hält die jetzige Version des DFB-Pokals für "eine perfekte Inszenierung", doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant nach anhaltender Kritik an seinem Vereinswettbewerb eine Rückkehr zu den Wurzeln. "Mit dem Modus in diesem Jahr ist keiner glücklich", hat DFB-Mediendirektor Wolfgang Niesbach erkannt.

Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hält die jetzige Version des DFB-Pokals für "eine perfekte Inszenierung", doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant nach anhaltender Kritik an seinem Vereinswettbewerb eine Rückkehr zu den Wurzeln. "Mit dem Modus in diesem Jahr ist keiner glücklich", hat DFB-Mediendirektor Wolfgang Niesbach erkannt. Der Verband werde "deshalb alles dafür tun, um den Stellenwert des Pokals zu erhalten".

Dem DFB-Beirat liegt für seine Sitzung am 23. Oktober ein Antrag des DFB-Präsidiums vor, nach dem alle Bundesligisten bereits wieder in der ersten Runde antreten sollen. In Runde eins und zwei würde aus zwei Töpfen gezogen, um direkte Begegnungen zwischen Erstligisten zu verhindern. Außerdem hätten nur die Amateurvereine noch automatisch Heimrecht. "Ich gehe davon aus, dass der Antrag durch geht", sagt Niesbach. Die Modus-Änderung betrifft vor allem jene neun Bundesligisten, die wegen ihrer internationalen Beschäftigung diesmal in den ersten Runden Freilose erhielten. "Ich denke, wir sollten die Großen ab der ersten Runde wieder mitspielen lassen", sagte DFB-Ligaausschuss-Boss Gerhard Mayer-Vorfelder: "Sie haben die spielfreie erste Runde zu lukrativen Freundschaftsspielen genutzt, das war eigentlich nicht Sinn der Sache."

Gleich neun Bundesligisten durften die ersten beiden Runden "schwänzen", nur vier sind nach ihrer diesjährigen Premiere noch im DFB-Pokal dabei: Werder Bremen nach dem 6:5 nach Elfmeterschießen gegen den 1. FC Kaiserslautern, der VfL Wolfsburg nach dem 3:2 beim Zweitligisten Chemnitzer FC, Bayern München nach dem 4:1 beim Drittligisten SV Meppen und Hertha BSC nach dem 3:2 n. V. gegen den zweitklassigen Lokalrivalen Tennis Borussia. Die anderen fünf Bundesligaklubs, die je zwei "Freispiele" hatten, scheiterten an unterklassigen Vereinen. Die größten Pleiten leisteten sich die Champions-League-Starter Bayer Leverkusen (2:3 n.V. bei Waldhof Mannheim) und Borussia Dortmund (1:3 bei den Stuttgarter Kickers). Im Achtelfinale stehen damit nur noch neun Erstligisten. Für viele ein Beweis, dass zumindest für die "Kleinen" der Pokal seinen Reiz noch nicht verloren hat. Auch Trainer Wolfgang Frank vom Zweitligisten FSV Mainz 05 plädierte nach dem 2:0 über den Hamburger SV für eine Änderung: "Die müssen sich beim DFB etwas einfallen lassen, damit die ganze Sache wieder attraktiver wird." Trainer-Kollege Wolfgang Wolf vom VfL Wolfsburg sieht es ähnlich: "Wenn es schon keinen Europapokal der Pokalsieger mehr gibt, sollten zumindest wir in Deutschland diese Tradition erhalten." Vorwürfe, der Pokal werde von den Bundesligisten nicht ernst genommen, bestreiten die Betroffenen. "Wir wollten schon so weit wie möglich kommen", sagte HSV-Manager Bernd Wehmeyer. Schließlich sei es ja auch so, dass "es nur ein kurzer Weg bis zu einem Uefa-Cup-Startplatz ist". Der HSV trat deshalb in Bestbesetzung an, ebenso der MSV Duisburg gegen den VfL Bochum (6:7 n.E.). Nur Bayer Leverkusen begann in Mannheim mit der "zweiten Garnitur".

Außerdem gibt es im Pokal immer noch viel Geld. Im Achtelfinale garantiert der DFB jeder Mannschaft ein Startgeld von 311 900 Mark, im Viertelfinale (21./22. Dezember) sind es schon 625 275 Mark, im Halbfinale (15./16. Februar 2000) dann rund 1,8 Millionen Mark. "Das Finale muss für jeden Bundesligisten das Ziel sein", betont Bayern Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge. Es gehe neben viel Geld ja "auch um einen sportlichen Titel".

Der DFB will nun dafür Sorge tragen, dass dieser Titel nicht wie in diesem Jahr entwertet wird. "Es ist ein Riesenfehler", sagt DFB-Mediendirektor Wolfgang Niersbach, "nur in internationalen Sphären zu schweben und dabei einen nationalen Wettbewerb, der eine große Tradition besitzt, links liegen zu lassen."

Thomas Häberlein

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