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Sport: Der stille Sieger

Es gibt Reiter, die werfen nach einem großen Ritt ihre Kappe vor Glück in die Luft. René Tebbel ist anders.

Es gibt Reiter, die werfen nach einem großen Ritt ihre Kappe vor Glück in die Luft. René Tebbel ist anders. Der Reiter aus Emsbüren gehört eher zu den stillen Vertretern unter den Springreitern. Nach dem Sieg beim Großen Preis von Deutschland zog er artig seinen Hut für die 6000 Zuschauer im Velodrom und bedankte sich für die Unterstützung während des CHI in Berlin.

René Tebbel hebt sich seinen Elan für das Reiten auf, und da hat er beim viertägigen Turnier in Berlin mit insgesamt drei Siegen Großes geleistet. Allein der Ritt im Stechen des Großen Preises war schon herausragend. Schnell und sicher manövrierte er seinen Holsteiner Wallach Le Patron fehlerfrei und mit der schnellsten Zeit aller sieben Teilnehmer in der Extrarunde über die Stangen und Planken und verdiente sich die Siegprämie von 30 000 Mark redlich. Wie gut Tebbel war, belegen die Ergebnisse der anderen Teilnehmer. Der zweitplatzierte Holländer Jan Tops blieb zwar ebenfalls fehlerfrei, war aber sechs Sekunden langsamer. Der Schweizer Beat Mändli benötigte als Dritter zwei Sekunden mehr, leistete sich dabei aber wie Peter Wylde und Leopold van Asten einen Abwurf.

Einen spektakulären Ritt lieferte auch die Berlinerin Mylene Diederichsmeier, doch sie wollte ihrem Publikum wohl zu viel bieten, ritt im Stechen eher wie eine Rodeoreiterin und warf dabei zwei Stangen ab. Dass sie den schweren Parcours im Normalumlauf fehlerfrei schaffte, hatte ohnehin schon die meisten überrascht. Selbst Hugo Simon, der sich nach seinem Sieg am Samstag beim Audi-Championat mit E.T. für dessen kleinen Bruder Explosiv entschied, kam nicht durch den schweren Parcours. Der Österreicher war zu risikofreudig an einen Steilsprung herangeritten und flog statt über das Hindernis auf den Boden. Geistesgegenwärtig ließ er die Zügel los und verhinderte damit Verletzungen für sich und das Pferd. Schon beim Großen Preis in Wien war Simon mit Explosiv gestürzt.

Ohne Sturz, aber auch wenig überraschend hat Isabell Werth während der Vormittagsveranstaltung die Weltcupprüfung in der Dressur gewonnen. Mit Anthony distanzierte sie die Konkurrenz dabei recht deutlich. "Anthony hat sich heute nicht ablenken lassen", sagte Werth nach dem gelungenen Ritt im Velodrom, "er war sehr locker und konzentriert."

Die Olympiasiegerin, die ihr Pferd nicht gerade als zukünftiges Championats-Pferd bezeichnet, war am Ende der Grand-Prix-Kür mit Musik mit 79,74 Punkten ein wenig überrascht von Anthony. Zweite wurde die Holländerin Gonnelien Rothenberger-Gordijn mit Leonardo da Vinci.

Ingo Wolff

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