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Verlässliches Faustpfand. Wie schon gegen Freiburg traf Julian Schieber auch in Ingolstadt kurz nach seiner Einwechslung.

© imago/Matthias Koch

Hertha BSC: Der Sturm auf Platz zwei

Herthas guter Start mit dem zweiten Tabellenplatz liegt auch am neuen Konkurrenzkampf, der nirgends so offensichtlich ist wie im Angriff.

Pal Dardai war eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt. Mit taktischen Erwägungen und Erklärungen etwa oder in Gedanken mit der Ansprache an sein Team – was Trainer eben so machen kurz vor dem Anpfiff. Nebenher hat sich Dardai dann aber doch darüber informiert, was gerade zu Hause in Berlin von statten geht, genauer gesagt im Amateurstadion, wo am Samstagnachmittag die zweite Mannschaft von Hertha BSC auf Auerbach traf. „Ich habe in der Kabine immer wieder geschaut, wie es steht“, berichtete Dardai am Sonntagmorgen beim Auslaufen der Profis nach dem 2:0-Erfolg in Ingolstadt. Von Relevanz war der Amateur-Sieg, auch ein 2:0, für den Profi-Trainer vor allem wegen des doppelten Torschützen, er hieß Sami Allagui und gehört normalerweise zum A-Kader. „Ich habe mich sehr für ihn gefreut“, sagte Dardai.

Ein wenig zugespitzt kann man den Fall auch so auslegen: Die Stürmer von Hertha BSC treffen im Moment sogar, wenn sie gar nicht im Profi-Kader stehen, siehe Allagui. Zwei andere Angreifer erbrachten am Samstag mit jeweils einem Treffer ebenfalls einen sehr ordentlichen Arbeitsnachweis und schossen beim FC Ingolstadt den zweiten Sieg im zweiten Bundesliga-Spiel der Saison heraus: Kapitän Vedad Ibisevic und Julian Schieber, der bereits zum Auftakt gegen Freiburg den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit erzielt hatte.

„Läuft doch ganz gut im Moment, oder?“, fragte Schieber am Sonntag im Vorbeilaufen mit einem Augenzwinkern, „kann man sicherlich so machen.“ Dann blieb der 27-Jährige noch kurz stehen und sagte ein paar grundsätzliche Sachen, er sprach von einem „optimalen Saisonstart“ und davon, dass er seine Jokerrolle nach seiner schweren Knieverletzung so richtig genieße. „Aber jetzt geht es weiter“, ergänzte Schieber, „und zwar mit zwei richtig starken Gegnern.“ Nämlich am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Schalke 04 und drei Tage später in der englischen Woche beim FC Bayern München (21. September).

Coach Dardai sieht sein Team mit Blick auf die kommenden Aufgaben und basierend auf den jüngsten Eindrücken gut gerüstet. „Wir haben vier Siege in fünf Pflichtspielen geholt, das ist gar nicht so schlecht“, sagte er. Dummerweise wirkte das eine andere Spiel, die 1:3-Niederlage in der Europa-League-Qualifikation bei Bröndby IF, so lange nach, dass es erst jetzt vergessen scheint, nach dem besten Bundesliga-Saisonstart der Vereinsgeschichte und dem Einzug in die zweite DFB-Pokal-Runde. Dardai betonte zwar, „dass ich die Sache damals nicht so kritisch gesehen habe, wie es im Umfeld und den Medien dargestellt wurde“, aber so richtig glaubte er das wohl selbst nicht.

"Alle gehen ans Limit"

Mittlerweile ist die Seriosität zurück im Team, die Dardai unlängst noch eingefordert hatte. „Alle gehen ans Limit, und wenn wir diese Mentalität so beibehalten, sieht man, was für Hertha BSC möglich sein kann in dieser Saison“, sagte der Trainer, „wir dürfen es uns einfach nicht leisten, 20 Prozent unter unserem Limit zu spielen.“ Um die Wahrscheinlichkeit dieses Falls zu minimieren, steht Dardai immerhin das Druckmittel eines breiteren Kaders zur Verfügung, das ist nirgends so offensichtlich wie im Sturm, wo in Ibisevic, Schieber, Allagui und Salomon Kalou vier gestandene Profis zu finden sind. „Wir spielen nunmal ein System mit einer einzigen Spitze, und damit fühlt sich sich auch die ganze Mannschaft wohl“, sagt Julian Schieber, „das macht es für uns Angreifer aber schwerer.“ Wer stürmen will, muss sich zwangsläufig als Torjäger zu erkennen geben, sowohl im täglichen Training als auch im Wettkampf. „Der Konkurrenzkampf tut allen gut“, sagt Dardai.

Mitchell Weiser wird ihn in den nächsten Tagen nicht mitkämpfen können, der Flügelspieler hat in Ingolstadt einen Schlag auf seinen Fuß bekommen und wird wohl die nächsten zwei, drei Trainingseinheiten nach dem freien Montag fehlen. Wenn die Schwellung bis dahin nicht zurückgegangen ist, muss Weiser wohl oder übel zur MRT-Untersuchung.

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