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Sport: Der Tag der Torfrau

Silke Rottenberg sichert den deutschen Fußballerinnen die Bronzemedaille

Steffi Jones war als Erste da, ungefähr eine halbe Sekunde vor ihrer Abwehrkollegin Kerstin Stegemann. Die beiden Verteidigerinnen wussten, was sie nach dem Abpfiff zu tun hatten: zu Silke Rottenberg zu gehen, die vor ihrem Tor auf der Fünfmetermarkierung kniete und die Hände gefaltet hatte. Nach ihrem Patzer im verlorenen Halbfinale gegen die USA hatte die 32-Jährige diesmal alles richtig gemacht und den deutschen Fußballerinnen den 1:0-Erfolg gegen Schweden und damit die olympische Bronzemedaille gesichert.

Später erzählte die Torhüterin vom FCR Duisburg ein bisschen von sich selbst. „Im USA-Spiel haben wir Gold verschenkt“, sagte sie. „Aber es ist nun einmal ein bisschen meine Stärke, dass ich persönliche Schwächephasen schnell abhaken kann.“ Ein bisschen? Die Schwedinnen dürften über diese Verniedlichung recht erbost sein. Denn die Medaille hatten sie fast allein gegen die Frau im deutschen Tor verloren.

Von der ersten Sekunde an zeigten sich beide Teams wild entschlossen, den Zuschauern ein paar bleibende Eindrücke zu verschaffen. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer hatte ihren Teil dazu beigetragen, indem sie die im Viertel- und Halbfinale auffallend schwache Mittelfeldspielerin Pia Wunderlich durch eine dritte Stürmerin, Petra Wimbersky vom FFC Turbine Potsdam, ersetzte. Beide Mannschaften erarbeiteten sich eine ganze Reihe hochklassiger Tormöglichkeiten. 5:5 hätte es zur Pause bereits stehen können. Weil aber auch die schwedische Keeperin Caroline Jönsson die eine oder andere Parade vorführte, fielen nicht zehn Tore, sondern nur eins. Das allerdings wurde heftig durch Jönsson begünstigt, die nach 17 Minuten einen schlappen Schuss der Frankfurterin Renate Lingor durch die Arme flutschen ließ. Deutschland führte, und die 300 deutschen Fans hinter dem schwedischen Tor konnten sich mit ihrem Transparent „Trotz großer Hitze seid ihr Spitze“ bestätigt fühlen.

Schiedsrichterin Kari Seitz aus den USA gefiel das Spiel offensichtlich so gut, dass sie zwischenzeitlich einmal eine ganze Minute brauchte, um eine an der Seitenlinie angezeigte Abseitsstellung zu bemerken. Das muntere Chancenauslassen setzte sich auch nach der Pause fort. Birgit Prinz, Weltfußballerin des Jahres, bestätigte wieder einmal ihre Veranlagung, aus vielen Chancen häufig sehr wenig zu machen: Einer passgenauen Flanke ihrer Sturmpartnerin Wimbersky segelte sie nach 52 Minuten zwar vorbildlich entgegen, erwischte den Ball auch, schoss aus drei Meter Entfernung trotzdem neben das Tor.

Fortan drückten die Schwedinnen. Rottenberg hielt weiterhin alles, und die letzte deutsche Chance vergab vier Minuten vor Schluss Conny Pohlers. Aber vermutlich hatten sich an diesem Tag ohnehin alle deutschen Spielerinnen darauf verlassen, dass das eine Tor von Renate Lingor für Bronze reichen würde. Schließlich hatten sie ganz hinten Frau Rottenberg stehen.

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