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Sport: Der teuerste Postbeamte

Trotz Finanzkrise sponsert das Staatsunternehmen US Postal das Team von Armstrong – zum Ärger amerikanischer Bürger

Gap . Die US-amerikanische Post hat im eigenen Land nicht eben den besten Ruf. „To go Postal“ bedeutet im alltäglichen Sprachgebrauch durchzudrehen, verrückt zu werden – in Anspielung auf den vermeintlichen Geisteszustand der Bediensteten in den Postämtern der USA. Das staatliche Unternehmen vermittelt vielen Bürgern den Eindruck von Inkompetenz und der umständlichen Behäbigkeit einer Bürokratie, in der der Dienstleistungsgedanke mangels Wettbewerb deutlich zu kurz kommt.

Dieses Image wollte die Post in den USA aufpolieren und begann deshalb vor rund zehn Jahren mit Sportsponsoring im großen Stil: Die Baseballmannschaft New York Yankees wurde ebenso gefördert wie die Footballer der New York Giants und der Tampa Bay Devil Rays. Und 1996 kam dann auch eine Fahrradmannschaft dazu – und die gilt inzwischen unumstritten als die beste der Welt: Das Team US Postal holte sich 1998 einen Fahrer namens Lance Armstrong, der seither vier Mal die Tour de France gewann. Besseres konnte die Post ihrem Ruf nicht antun, so dachten die Verantwortlichen. Und die Werbung ließen sie sich etwas kosten: Bis heute hat die Post in den USA 40 Millionen Dollar in das Team von Armstrong investiert.

Ein erfolgreicher, aber auch teurer Spaß. Und manchen fehlt dafür nun der Humor. So fragt nun etwa die Steuerzahlervereinigung „Citizens Against Government Waste“, die Vereinigung der Bürger gegen die Verschwendung von Steuergeldern, ,,ob die Post nicht lieber Geld in die Verbesserung ihrer Leistungen als in die Werbung stecken sollte“? Auf ihrer Homepage veröffentlichte die Organisation einen Bericht des Generalinspektors der Post. Der Herr hat kritisiert, dass die Werbeziele schwammig seien und es keinen Beweis dafür gebe, dass sich die Sportförderung auch in steigendem Umsatz niederschlage. Angesichts der Tatsache, dass die Post vergangenes Jahr 676 Millionen Dollar Verlust gemacht habe, sei die Förderung einer Radsportmannschaft mit mittlerweile rund 19 Millionen Dollar pro Saison nicht zu rechtfertigen.

Die Argumentation für das Sponsoring von Armstrongs Mannen, so die Bürger gegen Verschwendung, sei stets gewesen, international bekannter zu werden, um so im globalen Versandgeschäft mitmischen zu können. Tatsache sei jedoch, dass die Post mit den Leistungen vieler weltweiter Mitbewerber nicht mithalten könne. Das erkenne man schon daran, dass das Auslandsgeschäft der US-Post nur 2,6 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens ausmache.

Dan Osipow, Geschäftsführer von Tailwind-Sports, der Betreiberfirma des Postal-Teams, sieht die Kritik am Sinn seines Unternehmens gelassen: „Ich habe mit den Marketingleuten in Washington gesprochen, und sie stehen zu ihrem Engagement. Sie sind mit unserer Verbindung sehr zufrieden.“ Auch von dem Wert der Mannschaft für die Post ist Osipow nach wie vor überzeugt: „Der Eindruck, den wir weltweit hinterlassen, spricht ja wohl für sich.“

Diesen Wert hatte die Steuerzahler-Vereinigung allerdings auch gar nicht angezweifelt. Im Gegenteil, die Sprecherin der Bürgervereinigung, Leslie Paige, ist begeistert von „der mitreißenden Leistung, die Armstrong jedes Jahr bei der Tour de France bringt“ und findet, er sei „ein rechtmäßiger Held aller Amerikaner“. Paige möchte lediglich, dass Armstrong und seine Jungs aufhören, für viel Geld die Missstände bei der amerikanischen Post zu übertünchen. „Armstrong würde auch ohne die Post weiter Radrennen gewinnen“, glaubt Paige. Und er hat damit vermutlich Recht.

Rainer Guareschil

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