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Sport: Der Ukrainer Andrej Schwetschenko verzaubert Mailand und stürmt gegen Hertha

Es war ein Tag der Überraschungen für den FC Bayern, dieser 7. April 1999.

Es war ein Tag der Überraschungen für den FC Bayern, dieser 7. April 1999. Ein ihnen offenbar unbekannter Fußballer namens Andrej Schewtschenko hatte mit seinen beiden Toren die Münchner an den Rand einer Blamage geschossen. 3:1 führte Dynamo Kiew im Halbfinale der Champions League, ehe die Bayern noch ein 3:3 ergatterten und im Rückspiel in München alles klar machten.

Vielleicht hatten die Abwehrspieler der Bayern einen anderen, einen jüngeren Schewtschenko im Hinterkopf, einen, der im Dezember 1994 mit gerade mal 18 Jahren sein Debüt bei Dynamo gab und in diesem Spiel, ebenfalls in der Champions League, den Bayern mit 1:4 unterlag. Vielleicht hatten sie auch einfach nur die Zeit verschlafen, was beim deutschen Rekordmeister eher selten passiert. Spätestens seit seinem Hattrick beim 4:0-Sieg vor einem Jahr beim FC Barcelona gehört der Ukrainer zu den gefragtesten Fußballspielern der Welt. Von der internationalen Presse wurde er sogar als "der neue Blochin" gefeiert. Vergleiche mit Marco van Basten oder Alan Shearer wurden gezogen. Und das im zarten Alter von 21 Jahren. Die Anfragen und Offerten übertrafen sich. Nachdem dann der AC Parma ein Angebot über 40 Millionen Mark in Kiew hinterlegt hatte, legte der AC Mailand noch eine Million drauf. Jetzt wollten auch die Herren aus Kiew nicht mehr nein sagen. Schewtschenko wechselte zu Milan.

Und da hat man mit dem frischen Gewinn der Meisterschaft wieder Rückenwind. Drei Triumphe wollen die Schwarz-Roten in dieser Saison feiern, in der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions League. Auch deshalb setzt Trainer Alberto Zaccheroni konsequent auf sein Rotationsprinzip. Für das Spiel heute gegen Hertha BSC schonte er am Wochenende nicht nur jenen Schewtschenko, sondern auch Abwehrchef Alessandro Costacurta und Serginho, der als Ersatz für Christian Ziege gekommen war, nachdem der Berliner sein Arbeitsverhältnis in Mailand aufgelöst hatte und zum FC Middlesbrough wechselte. Auch seinem Torjäger Oliver Bierhoff gönnte der Trainer eine Verschnaufpause, als er ihn nach einer Stunde vom Platz holte. Gestern hatte der gesamte Kader frei. Erst heute beginnt Zaccheroni mit der Vorbereitung auf das Spiel gegen Hertha.

Pünktlich zum Spitzenspiel in der Champions League - Hertha und Mailand liegen punktgleich an der Spitze der Gruppe H - hat der AC zur alten Form gefunden. In der Serie A schlug der dreimalige Weltpokal-Sieger am Sonnabend den FC Bologna mit 4:0 aus dem Meazza-Stadion, dem vielleicht schönsten in Italien. Die "Gazzetta dello Sport" bejubelte das "Tor-Festival einer mitreißenden Mannschaft". Auch Bierhoff erhielt gute Kritiken. Die "Gazzetta dello Sport" attestierte dem Kapitän der deutschen Natonalmannschaft "eine große uneigennützige Partie".

In dieser Saison ist Milan noch ungeschlagen, und niemand in Mailand zweifelt daran, dass diese Serie auch morgen noch Bestand haben wird. Wer ist schon Hertha BSC? Allein Bierhoff warnt seine Kollegen: "Die Berliner sind nicht so schwach, wie viele glauben. Hertha hat eine junge und laufstarke Mannschaft, die hungrig nach Erfolg ist." Das wird auch Andrej Schewtschenko sein. Was wäre denn schöner, als mit einem Sieg über die Berliner in seinen Geburtstag hineinzufeiern? Morgen wird Mailands neuer Star 23 Jahre alt.

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