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Rangelei mit Anfassen. Der Wolfsburger Ja-Cheol Koo (r. ) und Stuttgarts Spieler William Kvist konnten nicht glänzen. Foto: dpa

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Sport: Der Urlaub ist gesichert

Wolfsburg tut sich gegen Stuttgart schwer, siegt aber dank eines Novizen noch 1:0.

Von Christian Otto

Sein großer Auftritt war mit einer kleinen Tücke versehen. Jungprofi Sebastian Polter, Siegtorschütze des VfL Wolfsburg beim 1:0 (0:0)-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart, hatte von einem bemerkenswerten Abgang seines routinierten Kollegen Hasan Salihamidzic profitiert. „Das Tor war ein schönes Erlebnis für mich. Dass Hasan schon nach 20 Minuten wieder ausgewechselt wurde, war aber sicher nicht schön für ihn“, sagte der 20 Jahre alte Polter über sich und die kuriosen Begleitumstände seines ersten Tores in der Fußball-Bundesliga. VfL-Trainer Felix Magath hatte Salihamidzic zur zweiten Halbzeit eingewechselt und nach einem ganz schwachen Auftritt schnell wieder vom Feld geholt. Die gnadenlose Personalie machte sich, weil Polter danach die Wolfsburger noch rettete, zulasten von Salihamidzic bezahlt.

Polters spätes Tor, in der 74. Minute nach einer schönen Hereingabe von Verteidiger Marcel Schäfer erzielt, beschönigte einen erneut harmlosen Auftritt der Wolfsburger. „Wir sind mit unseren Chancen kläglich und fahrlässig umgegangen“, sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia, der machtlos mit ansehen musste, wie seine Spieler zwar gefällig kombinierten, aber vor dem gegnerischen Tor die nötige Präzision vermissen ließen. Am Ende durfte VfB-Torhüter Sven Ulreich für sich in Anspruch nehmen, bester Akteur der Schwaben gewesen zu sein. Denn die Wolfsburger waren trotz zahlreicher Fehler im Spielaufbau und einem Mangel an teaminterner Harmonie zu mehreren guten Chancen gekommen. Eine davon nutzte ein Novize, um von sich reden zu machen. „Letzte Woche mein erstes Bundesligaspiel, jetzt das erste Tor zu einem Heimsieg. Ich kann das noch gar nicht realisieren“, sagte Polter.

Mit ihrem Heimsieg haben die VfL-Profis vor allem eines erreicht – dass sie sich keine Sorgen um ihren Weihnachtsurlaub machen müssen. „Wir trainieren bis Mittwoch und machen dann zehn Tage frei“, sagte ihr strenger Chef gestern. Magath hatte zuletzt angedeutet, dass er auf die schwache Hinrunde seiner Mannschaft mit Sondereinheiten während der Winterpause reagieren werde. „Wir sind mit dem Erreichten alle nicht zufrieden“, sagte der 58-Jährige. Er ließ offen, wie stark er sein Ensemble mithilfe weiterer Neuzugänge verändern wird.

Der Siegtreffer des in der Bundesliga noch völlig unbekannten Polter konnte nichts daran ändern, dass die Stimmung in Wolfsburg gedrückt bleibt. „Ich erwarte, dass die Mannschaft auf dem Spielfeld alles versucht und alles gibt“, hatte Dr. Francisco Javier Garcia Sanz, Vorsitzender des Aufsichtsrates der VfL Wolfsburg Fußball GmbH, vor dem 17. Spieltag kritisch angemerkt. Der Spanier vertritt in diesem Gremium die Interessen des VfL-Hauptsponsors Volkswagen. Obwohl die sportive Tochter des Autobaukonzerns zumeist schwache Leistungen zeigt, bleibt es bei einer uneingeschränkten Rückendeckung für Magath.

Die gestrige Partie wollten nur noch 25 944 Zuschauer sehen. Und die Mehrheit der zahlenden Gäste hatte dabei kein Geheimnis daraus gemacht, dass die Unzufriedenheit groß ist. Die zaghaften Sprechchöre, mit denen Polter als Schütze des Siegtores bedacht wurde, lenkten zumindest für einen kurzen Moment von der sportlichen Tristesse am Mittellandkanal ab.

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