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Haariger Jubel. Stürmer Claudio Pizarro machte mit seinen beiden Treffern für Bremen den Unterschied. Foto: dpa

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Sport: Der Zweite ist der Erste

Bremen kürt sich beim 2:0 über den Hamburger SV zum besten Nordklub

Von Christian Otto

Vier Minuten Nordderby reichten ihm, um vor lauter Glück zu strahlen. „Es gibt keinen schöneren Moment, ich habe unglaubliche Freude gefühlt“, sagte der Brasilianer Naldo. 16 Monate lang ernsthaft verletzt zu sein und dann im Trikot von Werder Bremen einen 2:0 (0:0)-Heimsieg gegen den an der Weser äußerst unbeliebten Hamburger SV abrunden zu dürfen – wahrscheinlich lässt sich die Rehabilitation eines verletzten Knies gar nicht schöner abschließen. Der kurz vor Spielende eingewechselte Naldo wurde von den Bremer Fans fast so frenetisch gefeiert wie dessen Kollege Claudio Pizarro. Zwei Tore des Peruaners machten Werder zu einem verdienten Sieger und den weiter erfolglosen HSV zum Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga.

Die Sympathien gehörten Naldo, die Tore Pizarro. Es kam nach dem Abpfiff durchaus ein wenig Hamburger Neid ins Spiel angesichts dessen, was den feinen Unterschied ausgemacht hatte. „Wir hatten eben keinen Pizarro in unserem Team“, sagte der frustrierte HSV-Profi Marcell Jansen. Nach zwei Standardsituationen hatte Werders Torjäger deutlich gedankenschneller als seine Hamburger Gegenspieler eingegriffen. Beim 1:0 konnte der Routinier einen von Marko Marin an den Innenpfosten getretenen Freistoß per Kopf vollenden. Dem sehenswerten 2:0 war ein Eckball von Aaron Hunt vorausgegangen. Auch wenn die beiden Tore nach Standardsituationen entstanden waren: Sie dienten als Beleg für eine Bremer Überlegenheit, deren Grundlage ein starker Sturm und mehrere Glanzparaden von Torhüter Tim Wiese gegen die ratlosen HSV-Angreifer war.

Was auf dem Rasen mit beherztem Körpereinsatz, aber meistens fair ausgetragen wurde, sorgte auf den Zuschauerrängen für den üblichen Wettstreit von zwei wenig freundschaftlich verbundenen Fangruppen. Während der Werder-Anhang mit Worten für sich in Anspruch nahm, als neuer Tabellenzweiter die Nummer eins im Fußball-Norden zu sein, zündeten die mitgereisten Hamburger Fans bengalische Feuer. „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“, sangen einige Unverbesserliche, die vor der Partie ausdrücklich gebeten worden waren, auf feuerwerksartige Einlagen zu verzichten. Rund 600 Polizisten waren dafür abgestellt, das 95. Duell der beiden Klubs vor 41 600 Zuschauern zu überwachen. Es blieb trotz der aufgeheizten Atmosphäre und der vielen bissigen Zweikämpfe eine friedliche Begegnung – wohl auch deshalb, weil die Gäste aus Hamburg am Ende chancenlos blieben.

Für einen Trainer, der die derzeit erfolgloseste Mannschaft der Ersten Liga führt, hinterließ Michael Oenning einen erstaunlich gelassenen Eindruck. Zehn Tore im Minus, ein Punkt aus fünf Spielen und die daraus folgende Diskussion über seine Weiterbeschäftigung als Hamburger Cheftrainer brachten den Betroffenen selbst nicht aus der Ruhe. „Ich habe immer gesagt, dass ich den Umbruch dieser Mannschaft offensiv erklären will. Dieses Team wird sich noch finden und entwickeln“, sagte Oenning. Am kommenden Samstag empfängt der Hamburger SV die aufbegehrende Borussia aus Mönchengladbach. „Wenn wir dann nicht gewinnen, wäre das eine Katastrophe“, sagte HSV-Kapitän Heiko Westermann. Gemeint war: Für seinen Klub und für den nun in noch größere Bedrängnis geratenen Michael Oenning.

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