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Stein des Anstoßes: Das Berliner Olympiastadion, Heimspielstätte von Hertha BSC.

© Mike Wolff

Derby-Geplänkel: Ein Mietaufschub schießt keine Tore

Der 1. FC Union spricht vor dem Derby von Wettbewerbsverzerrung - weil der Berliner Senat Hertha die Stadionmiete gestundet hat. Friedhard Teuffel meint, dass die Köpenicker es sich mit dieser Lesart etwas zu einfach machen.

Wenn der 1. FC Union am Freitag das Berliner Derby verliert, dann nicht weil Hertha BSC besser war. Sondern weil es einfach so kommen musste. Union ist nämlich klein und Hertha groß, und wer groß ist, der bekommt immer noch mehr. Das ist die Legende, an der schon jetzt eifrig gestrickt wird.

Der Berliner Senat hat Hertha die Stadionmiete gestundet. Wettbewerbsverzerrung – ruft Union. Hertha hätte doch genauso gut Adrian Ramos verkaufen können, um die Miete aufzubringen. „Wenn Ramos am Wochenende zwei Tore schießt, hat der Senat zwei Tore geschossen“, sagt Unions Sportdirektor Christian Beeck.

Zu einem Derby gehören Geschichten, und die Geschichte von der Stadionmiete hat Union geschickt genutzt. Zahlt hier nicht am Ende der Steuerzahler für Hertha? Union dagegen ist der Verein, der so wenig Geld bekommt, dass er sein Stadion im Osten selbst umbauen musste, während die im Westen keinen Finger krumm machen. An der Alten Försterei stehen noch Container, das Olympiastadion gilt als Fünf-Sterne-Herberge.

Diese Geschichten lassen sich umso schöner erzählen, je einfacher sie sind. In dieser Geschichte von der gestundeten Stadionmiete kommt jedenfalls nicht vor, dass es eine Landeshaushaltsordnung gibt, nach der die Kriterien für eine Stundung von Mietzahlungen klar geregelt sind. Dass es zum Zeitpunkt der Stundungsverhandlungen noch gar nicht um Ramos gehen konnte. Dass der Senat für die Stundung der Stadionmiete auch noch einen marktüblichen Zinssatz bekommt. Dass es teurer gewesen wäre, einen Lizenzverlust für Hertha zu riskieren. Die Senatsverwaltung hat außerdem darauf hingewiesen, dass auch Union die Stadionmiete schon gestundet wurde.

Unions Aufschrei ist ein engagierter Versuch, die Unentschiedenen vor dem Duell mit Emotionen auf seine Seite zu ziehen. Und es stimmt ja: Hertha sitzt in einem gemachten Nest, Union hat sich seines erst gebaut. Die Hintergründe dafür sind allerdings komplizierter als dargestellt wird. Auf jeden Fall geht es am Freitag bei null los.

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