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Sport: Derby laut-leise

Mainz und Frankfurt trennen sich 1:1

Wie ein kleiner Gladiator wollte sich Michael Thurk den wütenden Mainzer Fans stellen. Als erster kam er vor dem Spiel aus der Kabine und nahm das Pfeifkonzert scheinbar cool entgegen. Mit gehörigem Abstand trotteten seine neuen Mitspieler von der Frankfurter Eintracht hinterher. „Ich wollte das Pfeifkonzert abholen und den anderen den Weg bereiten“, sagte Thurk, der mit seinem umstrittenen Wechsel kurz vor Saisonbeginn von Mainz zum ungeliebten Nachbarn Frankfurt für viel Wirbel gesorgt hat.

Allein diese Personalie brachte Brisanz in das Rhein-Main-Derby zwischen Frankfurt und dem FSV Mainz. Jeder Ballkontakt von Thurk wurde mit Pfiffen bedacht. Gleich bei seiner ersten Aktion verstolperte der Stürmer den Ball. Zwei-, dreimal passierte ihm das noch während des Spiels. Aber er erarbeitete sich auch einige Bälle und setzte seine Kollegen gelegentlich gut in Szene. „Es war ein sehr schweres Spiel für mich, aber ich wusste, was auf mich zukommt“, sagte Thurk hinterher. „Michael kann natürlich noch besser spielen, aber es war eine gute Partie, und er ist mittlerweile in Frankfurt aufgenommen“, sagte Trainer Friedhelm Funkel. Mit seinem ehemaligen Mainzer Trainer Jürgen Klopp hat sich Thurk dagegen nach dem Wechselchaos überworfen. Der gebürtige Frankfurter habe nach so langer Zeit in Mainz die Sprüche von Klopp nicht mehr hören können. Dabei bildeten beide lange Zeit eine Fahrgemeinschaft aus Frankfurt, weil auch Klopp lange am Main wohnte. Am Ende des Spiels versöhnten sich aber alle wieder. Klopp reichte Thurk, der nach 80 Minuten ausgewechselt wurde, die Hand. „Ich habe ihm viel Glück für den Rest der Saison gewünscht und er mir auch – damit ist das Thema erledigt“, erklärte Klopp. Thurk selbst marschierte nach dem Spiel zu seinen alten Mitspielern und verabschiedete sich.

Dass dieses Derby so emotionsgeladen begann und dann so friedlich endete, lag auch am Spielverlauf und dem leistungsgerechten 1:1 (0:1). Beide Teams bleiben damit nach drei Spieltagen ungeschlagen. „Ich weiß gar nicht so genau, wie ich das einordnen soll“, sagte der Frankfurter Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen. Dabei war die Eintracht ihrem ersten Saisonsieg sehr nahe. Mainz dominierte das Spiel zwar und erarbeite sich auch die besten Chancen, aber Frankfurt ging schon nach 25 Minuten durch einen Kopfball von Ioannis Amanatidis in Führung. Mainz wirkte verunsichert. „Wir haben uns in der zweiten Halbzeit zur Ruhe gezwungen und sind mit dem Punkt zufrieden“, sagte Klopp. Zehn Minuten vor dem Ende hatte der eingewechselte Ranisav Jovanovic zum verdienten Ausgleich getroffen. Den Mainzern kamen bei ihrer Aufholjagd im strömenden Regen auch zwei Platzverweise für die Gäste zugute. Erst wurde nach gut einer Stunde Christoph Spycher nach einem Foul an Pekovic mit Gelb-Rot bedacht. Dann flog Aleksander Vasoski nach einer Notbremse gegen den Mainzer Stürmer Edu wenige Minuten vor dem Abpfiff mit einer Roten Karte vom Platz. An dem friedlichen Ende änderte das nichts. Auch für den kleinen Gladiator nicht.

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