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Mann ohne Zukunft. Pat Cortinas Tage als Bundestrainer der Eishockey-Nationalmannschaft sind gezählt.

©  dpa/Singer

Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft: Stimmungsmacher gesucht

Zehnter ist die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in Tschechien geworden. Das ist besser als befürchtet, aber trotzdem enttäuschend. Ein Umbruch im Team steht an - dafür braucht es zunächst einen neuen Trainer.

Am Donnerstag beginnt die Eishockey-WM in Tschechien mit den Viertelfinalspielen erst so richtig. Das deutsche Team wird dann nicht mehr dabei sein. Platz zehn steht am Ende zu Buche, das ist besser als von so manchem befürchtet, aber eben nur biederes Mittelmaß. Angesichts der zahlreichen Absagen waren die Erwartungen an die Mannschaft von Bundestrainer Pat Cortina ohnehin nicht besonders hoch. Dass zumindest das Minimalziel Klassenerhalt relativ souverän erreicht wurde, gilt insgeheim schon als Erfolg. Und tatsächlich waren die Leistungen gegen die Topteams aus Schweden (3:4) und Tschechien (2:4) so schlecht nicht. Ein Ausreißer nach oben blieb Cortina so wie in den vergangenen drei Jahren seiner Amtszeit aber versagt. Auch deshalb dürfte die Zusammenarbeit mit dem 51-jährigen Kanadier nicht verlängert werden.

„Ich habe immer gesagt, wir setzen uns nach der WM zusammen. Wir werden es vermutlich schon nächste Woche tun. Danach werden wir ein Statement abgeben“, erklärte Franz Reindl. Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) verfolgt das ehrgeizige Ziel, die Nationalmannschaft bis 2026 in die Weltspitze zu führen. Pat Cortina dürfte kaum der richtige Mann sein, um die dafür notwendige Aufbruchstimmung zu erzeugen. Unter ihm verpasste Deutschland erstmals die Teilnahme an Olympischen Spielen, und bei Weltmeisterschaften war für Cortinas Teams zuverlässig vor den K.-o.-Spielen Schluss. So wie auch jetzt in Tschechien.

2017 richtet Deutschland gemeinsam mit Frankreich die Eishockey-WM aus. Jetzt einen Neuanfang zu starten, erscheint da nachvollziehbar. Bleibt die große Frage, wer dafür der Richtige sein könnte. Beim DEB denken viele mit Wehmut an die erfolgreiche Zeit mit Uwe Krupp zurück. Der aktuelle Eisbären-Trainer wurde mit der Nationalmannschaft 2010 bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land Vierter und schaffte es sogar, die Schalke-Arena bei einem WM-Spiel komplett zu füllen. Heute spielt das DEB-Team vornehmlich in kleinen Hallen, die Auswahl hat viel von seiner Strahlkraft verloren – sowohl bei den Zuschauern als auch den Spielern selbst. Die vielen Absagen für das aktuelle Turnier haben auch damit zu tun, dass es heute für viele Profis eher Zumutung denn Auszeichnung ist, das Nationaltrikot überzustreifen.

"Die Krupp-Ära zu beenden, war ein Fehler ohne Not", sagt DEB-Präsident Reindl

Hier will Reindl ansetzen und neue Begeisterung entfachen. Dass Uwe Krupp dafür der geeignete Mann wäre, daran bestehen wenig Zweifel. Krupp aber hat bei den Eisbären einen Vertrag und will sich aktuell zum Thema Nationalmannschaft nicht äußern. Gleiches gilt für Peter John Lee, der am Mittwoch im Rahmen der Auslosung für die Champions Hockey League (CHL) in Prag erklärte: "Ich treffe jetzt dazu keine Aussage, weil mit mir niemand über dieses Thema geredet hat". Es gehe auch nicht um Namen, sondern um die Ausrichtung für das deutsche Eishockey in den nächsten fünf Jahren, so der Eisbären-Manager weiter.

Krupp ist bei der WM "auf Einladung des Eishockey-Weltverbandes", wie er dem Tagesspiegel erklärte. Dass er vor und während des Turniers häufiger neben Reindl bei deutschen Spielen auf der Tribüne gesessen habe, sei aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit in der Vergangenheit "nur logisch".

Zudem war eine Doppelfunktion als Klub- und Nationaltrainer für den DEB noch vor einiger Zeit nicht akzeptabel war. Heute sagt Reindl zwar: "Die Krupp-Ära zu beenden, war ein Fehler ohne Not." Daraus abzuleiten, dass mit Krupp nun eine neue eingeleitet werden soll, ist im Moment aber nicht mehr als Spekulation. Und es zeigt das Dilemma der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. In der Not erinnern sich die Verantwortlichen gern an bessere Zeiten. Dabei hatte Krupp unlängst im Tagesspiegel-Interview noch selbst erklärt: „Wenn eine Mannschaft erfolgreich spielt, wird die Rolle des Trainers immer überschätzt.“ (mit dpa)

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