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Sport: Deutsche Hoffnung aus der Ukraine

Frank Bachner über die Situation im Eiskunstlaufen Es ist doch alles eine Frage der Perspektive. Wer mit Kleinigkeiten zufrieden war, wurde gut unterhalten bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften.

Frank Bachner über die Situation

im Eiskunstlaufen

Es ist doch alles eine Frage der Perspektive. Wer mit Kleinigkeiten zufrieden war, wurde gut unterhalten bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften. Das Finalprogramm war erstmals gestrafft, die Zuschauer mussten also, anders als früher, in der Kür nicht mehr fast endlos viele Starter in einem Durchgang ertragen, und der Hallensprecher glänzte, eher unfreiwillig, mit hintergründigem Humor. Er stellte alle Finalisten einzeln vor und eröffnete dann die Frauen-Kür mit dem Satz: „Genug des Vorspiels. Die Damen sind Ihnen jetzt bekannt.“ Herrlich.

Wer mehr erwartete, etwa sportliche Höchstleistungen, ist selbst Schuld. Jedem musste klar sein, dass das deutsche Eiskunstlaufen im Tief steckt. Die entscheidende Frage konnte deshalb nur lauten: Gibt es Anzeichen dafür, dass es nach oben geht? Ja, die gibt es. Kleine Anzeichen, Dinge, die mittelfristig wirken. Einer dieser Hoffnungsschimmer strahlt aus Chemnitz. Dort läuft seit Sommer 2003 die Ukrainerin Aljona Sawtschenko, die im Paarlauf an der Seite von Robin Szolkowy glänzte. Die 19-Jährige hatte sich selber angeboten, Trainer Steuer holte sie sofort nach Chemnitz. Sawtschenko/Szolkowy wurden prompt Deutsche Meister, sie könnten im Paarlauf die Krise des deutschen Verbands beenden. Experten bezeichnen die Junioren-Weltmeisterin als Juwel. Ab Herbst 2004 darf Aljona Sawtschenko bei internationalen Wettkämpfen für Deutschland starten.

Der Rest der Hoffnung bezieht sich aufs Grundsätzliche. Anders als seine Vorgängerin redet Verbandschef Mirmseker die Lage nicht schön, er ändert Strukturen. Seinen Spitzenläufern bietet er Lehrgänge mit ausländischen Top-Trainern an, von den nationalen Betreuern fordert er mehr Engagement. Und er konzentriert die geringen finanziellen Mittel auf wenige, Erfolg versprechende Projekte. Paarlauf etwa. Alles weitere liegt an den Athleten. Wer, wie die Deutsche Meisterin Annette Dytrt, erst zwei Wochen lang von einer russischen Startrainerin angeschnauzt werden muss, um zu begreifen, wie man professionell arbeitet, der kann kurzfristig keine Spitzenleistungen bringen.

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