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Mit gesenktem Haupt in den Urlaub. Pierre-Michel Lasogga (li.) und Lewis Holtby sind mit Deutschland bereits nach dem zweiten Gruppenspiel ausgeschieden.

© dpa

Deutsche U21-Nationalmannschaft: Lehrlinge ohne Lektion

Das Scheitern bei der U-21-EM wirft die deutschen Junioren zurück und gefährdet die Zukunft von Trainer Rainer Adrion.

Gedanken über seine Zukunft wollte sich Rainer Adrion in der Nacht zum Montag nicht machen. Doch es war unvermeidlich, sich damit auseinanderzusetzen. Immer wieder wurde der Trainer darauf gestoßen. Wie es weitergehen könne, jetzt, nachdem die deutsche U-21-Nationalmannschaft gescheitert war in der Vorrunde der Europameisterschaft? Adrion tat, was nahe lag. Er suchte Schutz hinter Formalitäten: „Ich habe einen Vertrag, der noch über ein Jahr läuft, der erst vor Kurzem verlängert wurde. Und ich möchte den Vertrag erfüllen und die neue Mannschaft aufbauen, die sich dann für die EM 2015 qualifizieren soll.“

0:1 hatte seine aktuelle Mannschaft in Netanya verloren – der Blick auf die viel befahrene Durchgangsstraße vor der Tribüne war für die 11 000 Zuschauer weniger rasant als das Kombinationsspiel der Spanier, denen die Deutschen am Ende nichts entgegenzusetzen hatte. „Fix und fertig“ waren sie nach 90 Minuten, wie Verteidiger Stefan Thesker sagte. Schon zur Halbzeit war die Mannschaft mit den Kräften am Ende, wieder einmal zeigte sich die Überlegenheit des spanischen Modells, das darauf ausgelegt ist, Überzahl in jeder Situation zu schaffen.

Nur noch statistischen Wert hat das Spiel am Mittwoch gegen die ebenfalls ausgeschiedenen Russen, vor dem Kapitän Lewis Holtby verspricht: „Wir werden uns nicht blamieren.“

Von einer Blamage wollte auch gegen Spanien niemand sprechen. Denn die Mannschaft spielte am Limit, mehr Möglichkeiten stehen ihr nicht zur Verfügung. Was soll man schon tun gegen einen Spieler wie Isco aus Malaga, das vielleicht größte Talent des spanischen Fußballs, wenn er auf der linken Seite auftaucht und den Gegenspielern das Gefühl gibt, ein Brummkreisel zu sein. In der Überlegenheit der Spanier zeigte sich, welch hohen Wert eine eigenständige Fußballphilosophie bei einer Nationalmannschaft hat, dass die Spieler, wenn sie aus ihren Klubs kommen, auf eine Spielidee zurückgreifen können. Den Rhythmus eines solch exzellenten Teams zu stören, das ist nur schwer möglich. Dazu bedarf es eines ebenfalls guten Zusammenspiels und viel Detailarbeit – Dinge, die in der Turniervorbereitung nur schwer zu erarbeiten sind.

All das könnte Adrion mildernd ins Feld führen, wenn über seine Person gesprochen wird. Doch noch immer ist die Erinnerung an die Niederlage in der Qualifikation für 2011 gegen Island sehr lebendig – das 1:4 der deutschen Junioren, die als Titelverteidiger in die Qualifikation gingen, schrieb unfreiwillig deutsche Fußballgeschichte. Und wer mit dem Ziel Titelgewinn antritt und nach der Vorrunde mit zwei Niederlagen die Heimreise antritt, der hat per se schlechte Argumente, wenn es um die eigene Position geht.

Dabei sind die Bedingungen, die Adrion vorfindet, nicht ideal: Anders als die Spanier und die Holländer, die die besten Spieler in den Wettbewerb schicken, müssen die Deutschen auf Ilkay Gündogan, André Schürrle und Julian Draxler verzichten, die zuletzt mit der A-Mannschaft reisten. Und so lag die Frage auf der Hand, welchen Wert ein solcher Trip für junge, talentierte Fußballer dann noch hat. Doch Adrion wich der Frage aus, erklärte, dass Joachim Löw eigene Vorstellungen mit dem A-Team habe. Das heißt: Das letzte Wort über den Kader des U-21-Trainers hat der Bundestrainer.

Stefan Osterhaus

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