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Deutscher Schwimmverband: Schlauer, härter, schneller

Dirk Lange wird neuer Schwimm-Bundestrainer – im Verband hatte er sich nicht nur Freunde gemacht

Berlin - Als Britta Steffen im Pekinger Wasser die Arme hochreckte, waren alle wieder ein wenig versöhnt. Zumindest zwei Medaillen holte die Berlinerin für den Deutschen Schwimmverband (DSV). Das ansonsten miserable Abschneiden der deutschen Schwimmer in Peking hat jedoch nichts mit den personellen Veränderungen zu tun, die sich nun im DSV abspielen. Gestern stellte der Verband vor dem Kurzbahn-Weltcup-Finale in Berlin einen neuen Bundestrainer vor: Dirk Lange. Der 45-Jährige wird Nachfolger von Manfred Thiesmann, der in den Ruhestand gegangen war. Einen neuen Cheftrainer als Nachfolger von Örjan Madsen, dessen Vertrag mit den Olympischen Spielen ausgelaufen war, wird es vorerst nicht geben. Damit gäbe es die Option, Lange später auch zum Cheftrainer zu befördern.

Dirk Lange ist dem DSV seit langem bekannt. Der frühere Trainer und Freund von Sandra Völker war lange Zeit Trainer am Bundesstützpunkt Hamburg und zuletzt Nationalcoach in Südafrika. Außerdem hat er die schwedische Weltklasseschwimmerin Therese Alshammar trainiert. Fachlich gilt er als sehr kompetent und vor allem als jemand, der viel von den Athleten einfordert. „Ich stehe für ein hartes Anforderungsprofil, harte Kriterien und Wettkampfhärte“, bestätigte Lange dies bei seiner Präsentation in Berlin.

In Hamburg führte er früh neue Trainingsmethoden ein, trainierte mit Sandra Völker viel mehr an Land, mit mehr Leichtathletik und Krafttraining, während sich die Konkurrenz noch überwiegend im Wasser aufhielt. Zum Leistungsanspruch des Verbands passt Lange durchaus, ohnehin mangelte es dem DSV an erfahrenen Alternativen aus Deutschland.

Allerdings überrascht seine Ernennung dennoch etwas. Denn er gilt bei einigen im DSV nicht gerade als beliebt. Er sei arrogant und rechthaberisch hörte man früher oft. Im Stützpunkt Hamburg geriet er 2004 mit seinem Schützling Jens Thiele am Beckenrand aneinander, soll ihn zunächst verbal und dann auch körperlich angegriffen haben. Im selben Jahr wurde sein Vertrag in Hamburg nicht verlängert, weil man dem Erfolgscoach Nachlässigkeit in der Nachwuchsarbeit vorwarf.

Seit Lange in Südafrika war, ist es ruhiger geworden um den 45-Jährigen. Einige Erfolge zeugen auch dort von einer guten Arbeit des Deutschen – zuletzt schwamm der von ihm betreute Cameron van der Burgh in dieser Woche bei der Kurzbahn-WM in Stockholm Weltrekord über 50 Meter Brust.

Nun soll Lange, der einen Vertrag bis 2012 unterschrieb, die deutschen Schwimmer auf die Olympischen Spiele in London vorbereiten. Ab sofort übernimmt er die Verantwortung für die A- und B-Teams und den Perspektivkader. DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow erwartet von ihm „Denkanstöße in alle Richtungen“. Der DSV sucht außerdem noch sechs Bundesstützpunkt-Trainer. Auch soll es eine neue Wettkampfstruktur mit mehr Wettkampfpraxis und -härte geben und vor allem mehr internationale Auseinandersetzungen.

Auch dass die meisten deutschen Spitzenschwimmer beim heute in Berlin beginnenden Kurzbahn-Weltcup-Finale fehlen, will Buschkow im nächsten Jahr ändern. Der Weltcup soll im kommenden Jahr wieder Pflichttermin werden.

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