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Deutsches Team: Jogis Knatschzone

Wie es zum Platzverweis des Bundestrainers Joachim Löw kam. Und warum er danach trotz Verbots in die Mannschaftskabine ging, um eine Ansprache zu halten.

Von Jens Lehmann weiß man, dass er vor einem Spiel gern in einen mentalen Tunnel einfährt. Das gelingt ihm mitunter in einer solchen Souveränität, dass man manchmal glauben mag, er hätte seinen Wahrnehmungskegel ein wenig zu sehr eingeengt. Sei’s drum, gegen Österreich wirkte er sicher, nur dass der Torwart vom Platzverweis des Bundestrainers erst in Halbzeitpause mitbekommen hatte, „als der Hansi Flick in der Kabine stand und die Ansprache hielt“. Hoppla, was war denn da passiert? Eigentlich war es unübersehbar, was sich zwischen der 38. und 42. Spielminute vor den beiden Trainerbänken abgespielt hatte. Das Spiel war extra unterbrochen worden und der Schiedsrichter schickte Joachim Löw und seinen österreichischen Kollegen Josef Hickersberger auf die Tribüne. Vorausgegangen war ein Wortgefecht mit dem vierten Offiziellen, der für gewöhnlich darüber zu wachen hat, dass es in den Coaching-Zonen gemäßigt abläuft. Für den Geschmack des Slowenen Damir Skomina tat es das wohl längst nicht mehr.

„Ich habe den vierten Offiziellen nicht beleidigt, ich habe ihm nur gesagt, dass wir in unserer Coaching-Zone unserem Job nachgehen wollen“, sagte Löw einen Tag danach. Im Minutentakt sei der übereifrige Herr aufgetaucht und habe ihn immer wieder zur Trainerbank zurückgewiesen. „Er hat mich in diesem wichtigen Spiel in meiner Konzentration gestört.“

Auch einen Tag später versteht Löw die Regelauslegung nicht. Er sei der Letzte, der Schuld beim Schiedsrichtergespann suche, er habe im konkreten Fall nur Probleme mit diesem vierten Mann gehabt: „Ich fühlte mich in meiner Arbeit eingeschränkt“, und das habe er ihm immer wieder gesagt. „In der 40.Minute bin ich dann etwas deutlicher geworden.“ Einen Zwist mit Hickersberger, gar ein Scharmützel, habe es nie gegeben.

Zur Pause sei Löw dann in die Kabine gegangen, „unwissend, wie ich war“. Er habe dort ein paar Worte gesagt und „bin dann wieder rausgezogen worden – auf Anweisung der Uefa-Delegierten“. Demnach ist es Trainern, die des Platzes verwiesen werden, verboten, in der Halbzeitpause Kontakt zu ihrer Mannschaft aufzunehmen. So hielt Löws Assistent Hans-Dieter Flick die Halbzeitansprache und ging hinterher zur Pressekonferenz.

Heute wird die Uefa entscheiden, welche Strafe Löw zu erwarten hat. Der Bundestrainer rechnet mit einem Freispruch. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Anweisung an die Schiedsrichter besagt, dass Trainer tatsächlich die Coaching Zone nutzen dürfen, vorrangig aber auf ihrer Bank zu sitzen oder aber an ihr zu stehen haben. Nur für kurze Anweisungen und eine angemessene Zeit darf sich ein Trainer nach vorn zum Spielfeldrand bewegen oder sich sonst wo in der Coaching Zone aufhalten.

Sollte der Bundestrainer für ein Spiel gesperrt werden, werde man sich Strategien und Absprachen innerhalb des Trainerteams ausdenken. Aber dass es dazu kommt, würde die Vorstellungskraft von Löw überstiegen. Torwart Jens Lehmann konnte dazu nicht weiter vernommen werden – der war schon wieder verschwunden.

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