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Sport: Deutschland - Israel: "Erst einmal war ich der Ausländer"

Die Angst ist verflogen. Miroslav Klose spürt nur noch Anspannung und Aufregung.

Die Angst ist verflogen. Miroslav Klose spürt nur noch Anspannung und Aufregung. "Ich hatte schon Angst als ich im Tief steckte. Ich wusste ja nicht wie lange es dauert", sagt der Stürmer des 1. FC Kaiserslautern vor dem Testspiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Israel (heute 20 Uhr 15, live im ZDF) in Kaiserslautern. "Ich bin froh, dass es so früh kam."

Daheim in Kusel, seinem pfälzischen Wohnort, saß die große Runde der besorgten Therapeuten mit Vater Klose, Trainer Andreas Brehme und Berater Michael Becker. Der junge Mann zog überfordert von der berauschenden Geschwindigkeit der eigenen Karriere ratlos die Schultern hoch: "Es läuft nix mehr." Die Gespräche halfen dem schüchternen Kerl, der es in eineinhalb Jahren von der Verbandsliga bis in die Nationalmannschaft schaffte. Gegen Israel wird er sein erstes Länderspiel von Beginn an machen, das hat ihm Teamchef Rudi Völler zugesagt. Da mag der Heimvorteil eine kleine Rolle spielen, aber auch Kloses frische, unbekümmerte Art, die die störenden Geschichten um viele überbezahlte und satte Profis widerlegt. Der 23-Jährige ist kein Sprücheklopfer wie der Dortmunder Sebastian Kehl, taugt nicht zum Bravo-Boy wie Berlins Sebastian Deisler. Klose wirkt schüchtern, wenn er erzählen soll wie er die Karriere der "Unschuld vom Lande" sieht. Klose fährt Audi, er will kein Angeber sein. Den alten bekam seine Schwester geschenkt. "Ich war acht Jahre als wir aus Polen kamen, ich sprach kein Deutsch und musste aus der vierten in die zweite Klasse. Ich war erst einmal der Ausländer", erzählt Klose. "Die Freunde von damals aber, die habe ich heute noch".

Leise spricht der Mann, der nach seinen Toren Saltos schlägt: "Dabei habe ich nie mehr gemacht als das übliche Schulturnen". Ein Ausnahmetalent also, aufgegabelt von Kaiserslauterns Amateurtrainer Ernst Diehl, der "immer wieder bei Herrn Rehhagel anklopfte, bis ich mal spielen durfte". Sein Vereinschef Jürgen Friedrich schwärmt: "Ich bin jetzt 40 Jahre im Bundesligageschäft. Einen Stürmer mit dem Talent von Miroslav ist mir in dieser ganzen Zeit nie begegnet". Klose sagt, er habe noch nicht vergessen wie er mit dem Fahrrad zum Training des Bezirksligaklubs SG Blaubach-Diedelkopf fuhr, einer Spielgemeinschaft eines Kuseler Vorortes und einer kleinen Randgemeinde. In Kusel sind die Leute stolz auf ihn. Seit dem Sänger Fritz Wunderlich gab es hier keinen so berühmten Menschen mehr. Jetzt ist es Klose von nebenan und der ist sogar Nationalspieler. "Miro", sagt Völler, "gehört die Zukunft in Deutschland. Darüber was nach ihm kommt, darüber mache ich mir Sorgen".

Klose erzählt von seinem Vorbild Oliver Kahn, "der der sensationellste Typ ist, den ich kenne". Klose hat dem aufbrausenden Bayern-Torwart verziehen, dass er ihn im Pokalviertelfinale rüde anrempelte. "Ich kann viel lernen von ihm", sagt er. Um so seltsamer wirkt es dann, wenn er drauflos erzählt, "dass ich ja, wenn ich so drüber nachdenke, bei drei Weltmeisterschaften spielen könnte". 2002, 2006 und 2010. Einen Moment später schränkt er ein und rudert zurück als fühlte er sich bei einer Straftat ertappt. "Zuerst muss ich Leistung im Verein bringen", sagt er, "ich weiß jetzt auch wie schnell alles vorbei sein kann."

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