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Viola Odebrecht (vorn), 30, spielte 49 Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Die Wolfsburgerin fehlt bei der EM 2013 verletzt.

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Viola Odebrecht über das Frauen-Nationalteam: „Deutschland ist immer noch EM-Favorit“

Am Samstag trifft das Frauen-Nationalteam im letzten Test vor der EM-Endrunde auf Japan. Im Vorfeld der Generalprobe sprach Viola Odebrecht mit dem Tagesspiegel über die vielen Ausfälle vor der EM und die Auswirkungen der WM 2011 in Deutschland.

Frau Odebrecht, mit Linda Bresonik, Babett Peter, Alexandra Popp, Verena Faißt, Kim Kulig und Ihnen fallen wichtige Spielerinnen für die EM aus, die am 10. Juli beginnt. Fehlen der Mannschaft jetzt die Führungsspielerinnen?

Die Hierarchien sind flach. Mit Annike Krahn, Lena Goeßling, Anja Mittag und Celia Okoyino da Mbabi sind erfahrene Spielerinnen dabei. Die Situation erinnert ein bisschen an die WM 2010, als Michael Ballack kurz vor Turnierbeginn ausgefallen ist und die Deutschen daraufhin ein grandioses Turnier gespielt haben. Das kann uns genauso gehen. Es werden andere und junge Spielerinnen in den Fokus rücken. Der Vorteil ist, dass sie sich nicht so eine Platte machen. Sie spielen einfach Fußball.

Auf der Verletztenliste stehen ausschließlich Spielerinnen aus Frankfurt und Wolfsburg. Lassen sich die Ausfälle auf die hohen Belastungen in Bundesliga und Champions League zurückzuführen?

Nein, das ist Zufall. Verena hat Pfeiffersches Drüsenfieber, Alex ist umgeknickt. Kim hatte die ganze Saison Probleme mit dem Knie. Babett hat den Bruch zu spät bemerkt, das Schmerzempfinden ist von Spielerin zu Spielerin sehr unterschiedlich. Und der Knorpelschaden bei mir ist Verschleiß.

Findet jetzt der Umbruch statt, der sich nach der WM 2011 angekündigt hat?

Auf jeden Fall. Der Kader hat einen Altersdurchschnitt von 23 Jahren. Obwohl es erfahrene Spielerinnen gibt und braucht, kommen junge Talente nach.

Kann sich in einer ohnehin kurzen Vorbereitungszeit unter diesen Umständen überhaupt eine Mannschaft finden?

Es gab die Spiele gegen Kanada und Schottland. Am Samstag geht es im letzten Test gegen Weltmeister Japan (17.45 Uhr/ARD). Ich lege die Hand nicht ins Feuer dafür, aber ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Turnier spielen werden. Deutschland ist für mich weiterhin EM-Favorit, vor Schweden und Frankreich.

Viola Odebrecht, 30, spielte 49 Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Die Wolfsburgerin fehlt bei EM 2013 verletzt.

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Sie würden also nicht von einer Rumpftruppe sprechen?

Auf keinen Fall. Es sind Spielerinnen dabei, die sonst nicht dabei gewesen wären, aber trotzdem stark sind. Auf die Nachwuchsspielerinnen Jennifer Cramer und Leonie Maier bin ich außerdem gespannt.

Das Team hat sich gegen physisch starke Mannschaften in der Vorbereitung bisweilen schwer getan...

Gegen Deutschland sind alle Teams besonders motiviert. Im Test gegen Schottland sah es so aus, als sei die Mannschaft überrascht gewesen. Sie muss aufpassen, selbst wenn die Gegner in der Vorrunde Niederlande, Island und Norwegen heißen. Alle erwarten einen Durchmarsch, aber dafür muss die deutsche Mannschaft ihre Chancenauswertung verbessern.

Inwiefern hat sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren verändert?

Das Spiel ist dynamischer und athletischer geworden. Es versteht sich nicht mehr von selbst, dass Deutschland alle Turniere gewinnt.

Viele haben sich von der WM 2011 einen Schub für den Frauenfußball erhofft, allen voran der DFB.

Der ist, abgesehen von den gestiegenen Zuschauerzahlen in den Stadien, ausgeblieben. Mehr Präsenz im Fernsehen wäre wünschenswert. Mit Wolfsburg stand dieses Jahr eine deutsche Mannschaft im Champions-League-Finale. Und was wird gezeigt? Das Relegationsspiel Kaiserslautern gegen Hoffenheim.

Johanna Behre

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