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Sport: Deutschland läuft ins Leere

Die Fußball-Nationalelf unterliegt Frankreich 0:3 und zeigt, dass sie gegen große Teams nicht siegen kann

Gelsenkirchen. Hinter dem Tor von Oliver Kahn hing ein großes Plakat. „Wir sehen uns im EM-Finale 04“ war darauf zu lesen. Es war aus deutscher Sicht ein recht optimistischer Vorgriff auf den fußballerischen Höhepunkt des kommenden Sommers in Portugal. Denn nur eine ansehnliche Halbzeit reicht im Fußball nicht aus. Gegen Frankreich verlor die deutsche Nationalmannschaft vor 53 574 Zuschauern in der Arena Auf Schalke gestern mit 0:3 (0:1). In der ersten Halbzeit vergab die deutsche Elf einige gute Chancen, im zweiten Abschnitt wurde ein Klassenunterschied deutlich. Es mangelt einigen Spielern an Klasse und Cleverness.

Für das Team von Rudi Völler sollte das Freundschaftsspiel gegen den Europameister von 2000 ein versöhnlicher Abschluss eines durchwachsenen Jahres werden, dessen einziger Höhepunkt die direkte Qualifikation für die EM war. Gleichzeitig sollte mit einer guten Leistung die Vorbereitung auf das Turnier in Portugal eingeleitet werden. Es kam etwas anders.

Denn es war wie so oft, wenn Deutschland auf eine große Fußballnation trifft. Die Mannschaft von Rudi Völler spielt eigentlich ganz gut mit, aber sie gerät irgendwann in Rückstand und verliert das Spiel. Thierry Henry und David Trezeguet (zweimal) erzielten gestern die Tore für die Gäste. Zum achten Mal in den vergangenen drei Jahren spielten die Deutschen gegen eine Mannschaft aus den Top Ten der Welt, und zum achten Mal haben die Deutschen verloren.

Dabei hatte das Spiel eigentlich ganz gut begonnen. Nach zehn Minuten hatte Michael Ballack aus der eigenen Hälfte einen schönen Pass auf Stürmer Kevin Kuranyi geschlagen. Der Stuttgarter ließ Thuram aussteigen, traf aber leider nur die Latte. Die Franzosen dagegen nutzten ihre einzige Chance in der ersten Halbzeit konsequent. Lizarazu vom FC Bayern hatte sich auf der linken Außenbahn durchgesetzt und eine perfekte Flanke vor das Tor von Kahn geschlagen. Dort gewann Thierry Henry das Kopfballduell mit dem Leverkusener Jens Nowotny und erzielte die Führung. Dabei blieb es bis zum Halbzeitpfiff, weil sowohl der Münchner Jens Jeremies als auch der Bremer Frank Baumann ihre Chancen vergaben. Jeremies’ Gewaltschuss lenkte Frankreichs Torwart Coupet zur Ecke, Baumanns Kopfball sauste hauchdünn über die Latte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bot sich dem Herthaner Fredi Bobic nach einer Unachtsamkeit der Franzosen die Gelegenheit zum Ausgleich. Doch Bobic schoss den Ball aus spitzem Winkel dem Torwart in die Arme. Ohnehin hatte der Berliner einen schweren Stand. Es war eine logische Konsequenz, dass Völler ihn in der 65. Minute gegen den Lauterer Miroslav Klose auswechselte.

„Freundschaftsspiele gibt es gegen die Deutschen nicht“, hatte Zinedine Zidane vor dem Spiel gesagt. Frankreichs Superstar war es auch, der die Bälle verteilte. Sein Gegenüber, der Münchner Michael Ballack, gab zwar auch Impulse, wirkte aber lange nicht so dominant wie der französische Spielmacher von Real Madrid, der in Robert Pires einen starken Partner hatte. Ballack dagegen suchte vergeblich den helfenden Fuß von Bernd Schneider. Für den Leverkusener kam später der Bochumer Paul Freier ins Spiel.

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff fiel die Entscheidung. Wieder kreierten die Franzosen über ihre linke Seite einen Gegenangriff, wieder konnten weder Arne Friedrich noch Christian Wörns diesen unterbinden. Doch diesmal war es Henry, der seinem Sturmpartner David Trezeguet auflegte. Der Stürmer von Juventus Turin hatte keine Mühe, den Ball an Kahn vorbei ins Tor zu schieben. Die Franzosen übernahmen nun vollends die Kontrolle über das Spiel. In der Schlussviertelstunde zelebrierten sie Fußball und ließen die Deutschen ins Leere laufen. Kurz vor dem Ende schloss erneut Trezeguet einen Konter zum 3:0 ab.

Den Franzosen ist es durchaus zuzutrauen, dass sie das EM-Finale erreichen. Die Deutschen werden eine glückliche Gruppenauslosung wie bei der WM vor einem Jahr brauchen, um es weit zu bringen.

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