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Jubel nach dem Marathon. Die deutschen Volleyballer feiern im 13. WM-Spiel den neunten Sieg und sind Dritter.

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Update

Volleyball-WM: Deutschland schlägt Frankreich und holt sensationell Bronze

Die deutschen Volleyballer beenden die Weltmeisterschaft in Polen auf Platz drei. Im kleinen Finale siegte das Team um Star Georg Grozer 3:0 gegen Frankreich und feiert damit einen historischen Erfolg.

Nach dem historischen Triumph lief Georg Grozer mit seinen beiden kleinen Töchtern an den Händen und mit Tränen in den Augen durch die Spodek-Arena von Kattowitz. Wie alle deutschen Volleyball-WM-Bronzegewinner mit einem schwarzen T-Shirt auf dem „Danke – Projekt Yolo“ stand. Yolo steht für „You only live once“ – du lebst nur einmal. Unter diesem Titel hatte Bundestrainer Vital Heynen seit der erfolgreichen Qualifikation im Januar das WM-Projekt gestellt, das an diesem Sonntagnachmittag ein unglaubliches Happy End mit der ersten deutschen WM-Medaille seit 44 Jahren erlebte. Jubelnd hüpfte das Team nach dem 3:0 (25:21, 26:24, 25:23) gegen Frankreich als Bronzegewinner durch die Halle, in der „Deutschland, Deutschland“-Rufe schallten.

„Ich glaube das nicht, ich bekomme jedes Mal Tränen in die Augen, wenn ich darüber nachdenke“, sagte Grozer, „wir haben mit dem deutschen Nationalteam eine Medaille bei der WM gewonnen – unglaublich.“ Er war mit 19 Punkten der Matchwinner, aber so richtig laufen konnte er danach nicht mehr. Er war mit seiner unglaublichen Willensleistung die Symbolfigur des deutschen Erfolgs. Grozer ging schon mit Oberschenkelproblemen in dieses entscheidende Spiel, bekam dann noch einen knallharten Angriffsball der Franzosen ins Gesicht und knickte zu allem Überfluss im zweiten Satz noch um. Doch „Hammerschorsch“, wie er genannt wird, stand unter dem Jubel der 10.000 Fans wieder auf und führte sein Team mit krachenden Schlägen zum größten Triumph der Geschichte seit der Goldmedaille der DDR im Jahr 1970.

„Mein Deutsch ist nicht gut genug, um meine Freude in Worten auszudrücken“, sagte der aus Belgien stammende Bundestrainer Vital Heynen. „Deutschland steht auf dem Podest bei der WM: Wow.“ Und Denis Kaliberda, der den Matchball verwandelte, ergänzte: „Was Georg Grozer und das Team geleistet haben, ist gigantisch.“ Mittendrin im Jubelknäuel war Verbandschef Thomas Krohne und schrie: „Wahnsinn, Wahnsinn.“

Topscorer Georg Grozer war angeschlagen, spielte aber dennoch

Bei dieser von Zuschauerinteresse, Stimmung und Organisation besten Volleyball-WM aller Zeiten feierte sein Team neun Siege in 13 Spielen und machte damit beste Werbung für den deutschen Volleyball. Nach dem Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Spielen 2012 ist die Mannschaft in der Weltklasse angekommen. „Der deutsche Volleyball ist so stark wie noch nie“, sagte Krohne. Das galt auch für das letzte Spiel. Nur 18 Stunden hatte das Team gehabt, um das unnötig mit 1:3 verlorene Halbfinale am Abend gegen den von 12.500 Fans fanatisch unterstützten Gastgeber Polen zu verarbeiten. Doch tags darauf zeigte die Mannschaft genau den Siegeswillen, der zuvor gefehlt hatte.

Noch am Dienstag war die deutsche Mannschaft gegen die französischen Abwehrkünstler im Drittrundenspiel beim 0:3 chancenlos gewesen. Fünf Tage später hatte die deutsche Mannschaft das richtige Rezept: Starke Aufschläge, eine gute Feldabwehr und vor allem unbändigen Willen mit Grozer als emotionalen Leader. Dass Deutschland auch individuell den Sprung in die Weltspitze geschafft hat, verdeutlichen die Statistiken: Lukas Kampa stand vor dem Finaltag an der Spitze der besten Zuspieler, Georg Grozer war bester Aufschläger, Denis Kaliberda effektivster Angreifer und Marcus Böhme bester Blockspieler. Und gemeinsam waren sie die drittbeste Mannschaft dieses Turniers.

Während die deutschen Nationalspieler nach der WM in ihre Vereine zurückkehren, beginnt für die Frauen-Nationalmannschaft am Dienstag in Rom ebenfalls die Weltmeisterschaft. Das Ziel nach Silber bei der Heim-EM im Vorjahr ist klar. „Wir wollen auch da eine Medaille“, sagte Thomas Krohne. Der Verbandspräsident ist offenbar auf den Geschmack gekommen.

Lars Becker

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