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Deutschland - Schweiz: Rekord durch Arbeitslosigkeit

Beim EM-Vorbereitungsspiel gegen die Schweiz bleibt Jens Lehmann wieder ohne Gegentor. Weil ihn die gegnerische Mannschaft nicht forderte. Bundestrainer Löw glaubt an sein Können.

Basel - Drei Minuten lang war das Kaugummi, das einzige, an dem sich Jens Lehmann abreagieren konnte. Mächtig malmten die Kiefer des deutschen Torwarts, dann endlich bekam er das erste Mal den Ball vor seine Füße. Lehmann beförderte komplikationslos einen Rückpass zurück zum eigenen Mitspieler. Test bestanden.

Viele Augen waren gestern im St.-Jakob-Park zu Basel auf den 38 Jahre alten Torwart gerichtet, nicht nur die der Deutschen. Es hat sich in halb Europa herumgesprochen, dass Jens Lehmann und damit auch die deutsche Nationalelf in einer heiklen Situation stecken. Und so sollte das 53. Länderspiel für ihn eines der wichtigsten seiner Karriere überhaupt werden. Die Frage lautete: Kann Lehmann trotz seines Reservistendaseins beim FC Arsenal ein sicherer Rückhalt bei der EM im Sommer sein?

Zwar war Lehmann Anfang Februar in Wien beim 3:0-Sieg ohne Gegentor geblieben, doch waren einige eklatante Wackler in seinem Torwartspiel, speziell im Herauslaufen, unübersehbar gewesen. Seither hat er kein Spiel mehr bestritten, da er bei seinem Klub in London schon lange nur noch zweite Wahl hinter dem Spanier Manuel Almunia ist. Und so könnte es kommen, dass Lehmann nur noch zweimal bis zum EM-Start zum Einsatz kommt: bei den beiden Vorbereitungsspielen Ende Mai gegen Weißrussland und Serbien. Reicht das an Praxis? Löw vielsagend: „Wir haben noch bis Mitte Mai Zeit, alles unter die Lupe zu nehmen.“

Der Bundestrainer erwartete, „dass er jetzt wieder Dominanz und Ausstrahlung beweist“. Das gelang Lehmann ganz gut, was allerdings kein ganz so großes Problem war. In der ersten Halbzeit wurde er nicht einmal ernsthaft geprüft. Selbst die Pfiffe, die ihn bei fast jeder Ballberührung begleiteten, konnten ihn nicht ins Wanken bringen. Dass Lehmann nach einer Viertelstunde hinter sich greifen musste, war nicht seine Schuld, sondern lag an einer klaren Abseitsstellung von Alexander Frei. Im ersten Abschnitt unterlief ihm nur ein kleiner Schönheitsfehler. Nach einem harmlosen Rückpass schoss er einen weit aufgerückten Schweizer Angreifer an. Der Ball segelte ins Seitenaus.

Etwas mehr Grund sich auszuzeichnen, bekam Lehmann auch im zweiten Abschnitt kaum. Nach knapp einer Stunde lenkte er einen sich gefährlich senkenden Ball über die Latte. Kurz darauf fiel das 2:0 für sein Team – er genehmigte sich einen Schluck aus der Trinkflasche.

Jens Lehmann konnte gestern nichts angekreidet werden, weil sein Team ordentliche Arbeit verrichtete. So blieb der 38-Jährige im sechsten Länderspiel in Folge ohne Gegentor – ein Rekord in der langen deutschen Nationalmannschaftsgeschichte. Und es gilt, was Löw schon vor dem Spiel gesagt hatte: „Es gibt keinen Grund, irgendwelche Zweifel zu haben an ihm. Wir glauben an seine Stärke, an sein Können.“Michael Rosentritt

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