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Sport: Deutschland - Spanien: Völlers Elf besiegt Spanien mit 4:1

Manches ändert sich im deutschen Fußball doch etwas schneller als gedacht. Zunächst war es Rudi Völler, der bei seiner Premiere als Teamchef der Nationalelf weit mehr im Blickpunkt stand als seine Spieler.

Manches ändert sich im deutschen Fußball doch etwas schneller als gedacht. Zunächst war es Rudi Völler, der bei seiner Premiere als Teamchef der Nationalelf weit mehr im Blickpunkt stand als seine Spieler. Eine Traube von Fotografen begleitete den früheren Nationalstürmer im Niedersachsenstadion zu seinem neuen Arbeitsplatz auf die deutsche Bank. Doch mit einer überraschend guten Leistung schafften es seine Spieler schnell, sich auf ebenso positive Weise in den Vordergrund zu schieben. Knapp zwei Monate nach dem blamablen Ausscheiden bei der Europameisterschaft im Juni gewann die deutsche Nationalmannschaft ihr Testspiel vor 35 000 Zuschauern in Hannover gegen Spanien nach jeweils zwei Toren von Mehmet Scholl sowie Alexander Zickler mit 4:1 (1:0). Dort, wo es mit der Expo offenbar langsam aufwärts geht, zeigte auch der deutsche Fußball erste Ansätze, zukünftig international wieder eine bessere Rolle zu spielen.

Doch das beeindruckende Ergebnis von Hannover darf nicht überbewertet werden. Denn diese spanische Mannschaft hat wenig gemeinsam mit jener Elf, die bei der EM als Mitfavorit unglücklich gegen den späteren Titelträger Frankreich ausgeschieden war. Nur noch acht Spieler des 20-köpfigen EM-Kaders gehörten zum spanischen Aufgebot von Trainer Camacho. Zudem befinden sich die Spanier zurzeit noch in der Saisonvorbereitung. Die ersten Ligaspiele werden erst am 10. September angepfiffen.

"Wir stehen am Fuße einer Treppe, die hoffentlich wieder nach oben führt", hatte Nationaltorwart Oliver Kahn, der anstelle des verletzten Oliver Bierhoff das Amt des Kapitäns übernommen hatte, vor dem Spiel gesagt. Eigentlich konnte es ja nur noch aufwärts gehen, denn die Deutschen hatten im Juni bereits das Kellergeschoss erreicht.

Dass der Einsatz in der deutschen Elf wieder stimmte, war sofort nach dem Anpfiff zu erkennen. Allerdings war manche Aktion in der Anfangsphase auch geprägt von Hektik und ein wenig Nervosität. So sorgte Herthas Jungstar Sebastian Deisler in der 4. Minute für die erste Schrecksekunde im deutschen Spiel. Am eigenen Strafraum in Bedrängnis, misslang ein Rückpass zu Oliver Kahn. Der Ball trudelte knapp am linken Torpfosten vorbei. Doch Deisler hatte später auch gute Szenen. Beispielsweise als er von rechten Seite einen lange Flanke schlug auf seinen Klubkameraden Marko Rehmer. Der hatte sich in den spanischen Strafraum geschlichen, köpfte weiter zu Jancker, der aber den Ball nicht auf das Tor lenken konnte (16. Minute). Rehmer zeigte neben Leverkusens neuem Abwehrchef Nowotny ebenso wie Nationalelf-Rückkehrer Heinrich eine überzeugende Leistung. Die beiden Manndecker meldeten das spanische Weltklasse-Angriffsduo Raul und Dani weitgehend ab. Dass Raul viel später auf 1:4 verkürzte, war nur noch ein Schönheitsfehler aus deutscher Sicht. Zuvor hatte das Völler-Team mit teilweise flottem Angriffsspiel die Herzen der Zuschauer zurückerobert. Dabei lief im Mittelfeld viel über den Bremer Bode, der über die linke Seite immer wieder gut mit Scholl harmonierte. Nicht umsonst erzielte der Bayern-Spieler die ersten beide Tore. Nachdem Jancker einen Freistoß herausgeholt hatte, zirkelte Scholl den Ball aus gut 20 Metern ins linke obere Toreck (24. Minute). Glück hatten die Deutschen zwar, dass Dani im Abseits stand, als er ins deutsche Tor traf (40.). Doch es war das Glück des Tüchtigen. Nachdem Scholl von einem Ballverlust Campos am eigenen Strafraum profitiert und das 2:0 erzielt hatte (51.), klappte fast alles im deutschen Spiel. Bei dem überzeugenden Bayern-Sturmtrio war nunmehr Zickler an der Reihe. Beim 3:0 (57. Minute) - nach herrlichem Pass von Jancker - sowie beim 4:0 (62.) spielte er eindrucksvoll seine Schnelligkeit aus. Zu diesem Zeitpunkt stand mit Stefan Beinlich ein dritter Herthaner auf dem Platz, der nach der Halbzeit den angeschlagenen Bode ersetzt hatte und seine Sache gut machte. Das einzige, was dem deutschen Spiel noch fehlte, war ein Regisseur im Mittelfeld. Doch bei einem 4:1 gegen Spanien fällt auch das kaum ins Gewicht.

Schließlich wurden im Niedersachsenstadion alle gefeiert - Trainer Rudi Völler und die deutsche Nationalelf. So schnell kann es gehen.

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