zum Hauptinhalt
Unerreichbar. Irlands Robbie Keane (l.) ist mit 67 Treffern der erfolgreichste Aktive der Welt.

© AFP

Deutschlands Gegner Irland: Robbie Keane und die fehlenden Talente

Mit 35 Jahren stürmt Robbie Keane immer noch für Irland, weil dem deutschen Gegner die Talente fehlen.

Für gewöhnlich interessieren sich Trainer eher für Laktatwerte, also für die Milchsäure in den Muskeln, die gibt ihnen Aufschluss über die Belastung der Spieler. Mit Laktation, der Bildung von Muttermilch, befassen sich Fußballlehrer dagegen eher selten. Die Ausnahme bildet Roy Keane. Der Assistenztrainer der irischen Nationalmannschaft war vor dem EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag gegen Deutschland (20.45 Uhr/RTL) gefragt worden, ob Robbie Keane einsatzfähig sei. Der Stürmer, muss man dazu wissen, ist am Montag Vater eines Sohnes geworden. „Solange er nicht selbst stillt, wird er spielen“, sagte Roy Keane. Die flapsige Bemerkung verdeutlicht, dass beide Keanes nur Namensvettern sind und keine familiären Bande pflegen.

Keane könnte gegen Deutschland Gerd Müller einholen

An der sportlichen Wertschätzung für Robbie Keane ändert das jedoch nichts. Auch mit 35 Jahren fliegt der Angreifer von Los Angeles Galaxy noch die elf Stunden über den Atlantik zu Länderspielen, auch wenn er diesmal erst am Dienstagabend in Dublin eintraf, der Geburt von Robert jr. wegen. Doch Keane bleibt unentbehrlich. Mit 67 Toren in 142 Länderspielen ist er nicht nur irischer Rekordtorschütze, sondern auch der erfolgreichste noch aktive Spieler der Welt. Träfe Keane auch gegen Deutschland, würde er Gerd Müller (68 Tore) in dieser Liste einholen, dann stünde nur noch ein Europäer vor ihm: Miroslav Klose, der 71 Mal traf. „Es geht mir nicht um individuelle Rekorde“, sagt Keane dazu, „ich will dem Team helfen, sich für die EM zu qualifizieren, ob in der Startelf oder von der Bank.“ Zwei Spiele vor Ende der Qualifikation sind die Iren mit 15 Punkten Gruppendritter hinter Polen (17) und Deutschland (19), Punktgewinne gegen diese beiden Teams würden reichen, um Schottland (11 Zähler) auf Abstand zu halten und im November bei den Play-offs zur EM anzutreten. Es wäre das dritte große Turnier für Robbie Keane, der schon bei der WM 2002 beim 1:1 gegen Deutschland und Miroslav Klose traf. Für die englische Premier League reicht es schon lange nicht mehr. Seit vier Jahren spielt Keane in L.A., in den USA und Irland ist er noch ein Star, auch wenn er aus taktischen Gründen gegen Deutschland zunächst auf der Bank sitzen könnte.

Irische Talente spielen lieber Hurling als Fußball

Dass Keane mit 35 Jahren immer noch zu den besten Iren gehört, beunruhigt ausgerechnet einen 39-Jährigen. „Uns gehen die Talente aus“, klagte Nationaltorwart Shay Given zuletzt. „Wir brauchen wieder einen Damien Duff, einen Robbie Keane oder einen Richard Dunne. Aber ich sehe keinen.“ Die Nationalspieler der Iren sind im Schnitt schon 29 Jahre alt, nur Schweden und Portugal boten in der aktuellen EM-Qualifikation ein älteres Team auf. Die jüngste Startelf hatten übrigens die Deutschen, mit 23,5 Jahren beim 1:1 im Hinspiel gegen die Iren, als John O’Shea in der Nachspielzeit ausglich. Der Verteidiger ist auch schon 34 Jahre alt. Wenn die aktuelle Generation um Keane & Co. abtritt, sieht es finster aus für Irland. „Wir sind ein kleines Land“, sagt Torwart Given. „Viele Jungs spielen Gaelic Football, Rugby oder Hurling. Da bleibt für den Fußball nicht mehr allzu viel übrig.“ Da tut es doppelt weh, wenn sich ein Talent wie der 20-Jährige Jack Grealish von Aston Villa entscheidet, künftig für England zu spielen. Die Vorwürfe der englischen Presse, er würde um Talente „huren“, entgegnete Nationaltrainer Martin O’Neill energisch: „Ich habe mich nie prostituiert. Mir wurde sogar vorgeworfen, ich hätte nicht genug getan.“ So bleibt den Iren nur zu hoffen, dass Robert Keane jr. eines Tages seinen Vater im Nationalteam beerben kann und gut gestillt wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false