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Frauenrudelbildung. Die deutschen Spielerinnen feiern den Siegtreffer.

© dpa

DFB-Frauen stehen im EM-Finale: Endlich wieder Weltklasse

Die deutschen Fußball-Frauen bieten beim 1:0 über Schweden ihr bestes Spiel und stehen am Sonntag erneut im EM-Finale. Dzsenifer Marozsan erzielt das entscheidende Tor.

Der Schluss war nur noch Zittern. Vier Minuten gab die Schiedsrichterin hinzu, vier Minuten musste das deutsche Team um Torfrau Nadine Angerer gegen die favorisierten Schwedinnen bangen, dann war es geschafft: Die deutschen Fußball-Frauen haben mit Herz und Klasse das Gastgeber-Team aus Schweden gestoppt und nach einem 1:0 (1:0) im Halbfinale bei der Europameisterschaft die große Chance, am Sonntag im Finale ihren Titel erfolgreich zu verteidigen. „Es war am Ende glücklich, aber mit sehr viel Leidenschaft gespielt“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid.

Vor 17 000 Zuschauern im ausverkauften Gamla Ullevi Stadion in Göteborg konnte der siebenmalige Europameister erstmals bei der EM an frühere Weltklasseleistungen anknüpfen und zog durch das Tor von Dzsenifer Marozsan in das Endspiel ein. Nun wartet der Sieger des zweiten Semifinales vom Donnerstag zwischen Norwegen und Dänemark.

In einer Partie, die zu einer Werbung für den Frauen-Fußball wurde, legte die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid ihre Hemmungen endlich ab. Der WM-Dritte aus Schweden, der in vier Turnierspielen zuvor 13:2 Tore erzielt hatte, wurde mit konsequentem Pressing in Schach gehalten. Zudem entfaltete das deutsche Team mit großer Leidenschaft ein Offensivspiel, das selbst bei den Siegen in der Vorrunde gegen Island (3:0) und Italien (1:0) nicht gezeigt wurde. Den Schweden blieb nur die Erkenntnis, dass sie bei wichtigen Turnieren nicht gegen die DFB-Frauen gewinnen können. Sie wurden nur 1984 Europameister, als Deutschland noch nicht teilnahm. „Die Pia tut mir jetzt leid“, sagte Silvia Neid über Schwedens Trainerin Pia Sundhage. Wie es ist, in einem wichtigen Turnier als Gastgeber zu scheitern, das weiß sie nach der WM 2011 nur allzu gut.

Ohne die Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi musste die deutsche Mannschaft antreten. Alle Bemühungen, bei der künftigen Frankfurterin die am Sonntag erlittene Oberschenkelzerrung zu beseitigen, waren vergeblich. Ins Team rückte dafür Marozsan, die im Viertelfinale gegen Italien (1:0) erstmals nicht in der Startelf stand. Die Tochter eines früheren ungarischen Nationalspielers, die in Saarbrücken aufgewachsen ist, setzte wichtige Impulse – und erzielte das entscheidende Tor.

Nach der Anfangsoffensive der Schwedinnen konnte sich das deutsche Team befreien. Als der Ball zu Marozsan kam, grätschte sie im Strafraum geschickt den Ball mit dem Außenrist vorbei Charlotte Rohlin und Torhüterin Kristin Hammerström. Der Ball rollte und rollte, um genau neben dem rechten Torpfosten über die Linie zu trudeln. Das 1:0 feierten die deutschen Frauen in ihrer ungewohnten schwarzen Spielkleidung mit einem großen Jubelhaufen. Das siebte Tor im 23. Länderspiel von Marozsan gab der deutschen Mannschaft Selbstbewusstsein.

In der packenden Partie zeigten die Teams viel Kampf aber auch spielerische Klasse. In der zweiten Halbzeit blieb das Spiel ausgeglichen. Die Mannschaft der Erfolgstrainerin Pia Sundhage, die mit den USA-Frauen in London 2012 zum zweiten Mal Olympia-Gold geholt hatte, stand zweimal knapp vor dem Ausgleich. Ein Treffer von Lotta Schelin wurde wegen Abseits nicht gegeben, Josefine Öqvist traf den Pfosten. Torhüterin Nadine Angerer rückte stark in den Fokus, vereitelte aber die Chancen von Schelin und Asslani. Die Schwedinnen blieben letztlich erstmals ohne eigenes Tor bei der Europameisterschaft. Ihr K.o. war eine große Enttäuschung für die Gastgeberinnen, die deutschen Frauen aber feierten nach dem Schlusspfiff überschwänglich.

Gregor Derichs

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