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Dennis Grote

© dpa

DFB-Nachwuchs: Gute Nachrichten aus der Werkstatt

Die Jugendarbeit der letzten Jahre scheint zu fruchten. Längst sind die Jugendauswahlen des DFB keine Auffangbecken für frustrierte Spieler mehr. Die jüngsten Erfolge machen deutlich: Qualität und Anspruch sind gestiegen.

Das Spiel war schon eine Viertelstunde zu Ende, als endlich auch die israelische Mannschaft den offiziellen Endstand der Qualifikation erfuhr. 0:0 hatte die U 21 in Duisburg gegen Deutschland gespielt, sie belegte in ihrer Gruppe Platz zwei, doch ob es auch für die Qualifikation zu den Play-offs für die EM-Endrunde reichen würde, war vom Ausgang in den anderen Gruppen abhängig. Um 21 Uhr klärte sich das Rätsel. Aus dem Kabinentrakt der Gäste stürmte der erste Spieler in blauen Stutzen, er brüllte laut „Yes!“ und rannte zurück aufs Spielfeld. Seine Kollegen, manche mit nacktem Oberkörper, andere barfuß oder im Trikot eines deutschen Gegenspielers folgten, um einen spontanen Jubeltanz aufzuführen. Von den Deutschen, die sich mit dem 0:0 den Gruppensieg gesichert hatten, waren solche Bilder nicht zu sehen. „Wir wissen selbst, dass wir kein sensationelles Spiel abgeliefert haben“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels von Borussia Dortmund.

Die Aussage sprach weniger für überzogenes Anspruchsdenken der deutschen Junioren als für ihr hohes Qualitätsbewusstsein. Mit Erfolgen sind sie weiß Gott nicht gesegnet; noch nie ist eine U 21 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Europameister geworden, und vor zwei Jahren scheiterten die Deutschen in eben jenen Play-offs, die sie jetzt erreicht haben. „Für uns ist das ein sehr wichtiger Schritt“, sagte Trainer Dieter Eilts nach dem Einzug in die letzte Runde vor der EM. „Wir haben dadurch die Möglichkeit, weiter Erfahrung zu sammeln.“ Langsam fügen sich die einzelnen Erfolge der DFB-Nachwuchsteams zu einem erfreulichen Gesamtbild. Die in größter Not initiierte Jugendarbeit fängt an zu fruchten.

Vor dem Anpfiff in Duisburg wurde die U 19 für ihren EM-Titel geehrt, die U 17 wurde vor einem Jahr WM-Dritter, und auch die U 21 besitzt inzwischen ein stabil hohes Niveau – egal wer spielt. Gegen Israel fehlten zwölf Spieler, „die alle den Anspruch hätten, Stammspieler zu sein“, sagte Eilts. Insgesamt 40 Spieler hat er im jüngsten Zyklus eingesetzt. So viel Auswahl war lange nicht.

Es ist noch nicht lange her, da war die U 21 eine Art Reperaturwerkstatt des deutschen Fußballs. Die Mannschaft rekrutierte sich zu großen Teilen aus Spielern, die in ihren Vereinen eine untergeordnete Rolle spielten. In der wichtigen Karrierephase, in der sich entscheidet, ob der Übergang von der Jugend zu den Profis wirklich gelingt, bekamen viele wenigstens in der U 21 ein wenig Erfahrung in der Praxis. Inzwischen gehen Eilts wichtige Kräfte verloren, weil sie wie Marko Marin, Serdar Tasci oder Gonzalo Castro bereits in der A-Nationalmannschaft benötigt werden. Sein Team ist in der jüngeren Vergangenheit ein verlässlicher Zulieferer für Joachim Löw gewesen.

„Die Entwicklung in Deutschland ist einfach klasse“, sagt Eilts. „Das zeigt, dass wir gute Arbeit leisten.“ Matthias Sammer, der Sportdirektor des DFB, hat für die U 21 den Gewinn des EM-Titels als Ziel ausgegeben, aber dafür muss sich die Mannschaft erst einmal für die Endrunde in Schweden qualifizieren. Am Freitag erfahren die Deutschen, gegen wen sie in den Play-offs Mitte Oktober antreten müssen. Dieter Eilts erwartet alles andere als einen lockeren Spaziergang. Die Leistungsdichte bei Europas Nachwuchs ist hoch, „es gibt keine klaren Favoriten“, sagt Eilts. Gute Nachwuchsarbeit ist keine deutsche Erfindung. Aber es ist zumindest keine Erfindung mehr, die an den Deutschen völlig vorbeigeht.

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