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DFB-Pokal: Partytime mit netten Gästen

Osnabrück verdankt seinen Pokalsieg einer grandiosen Stimmung und einer erschreckend harmlosen Dortmunder Mannschaft

Dennis Schmidt gab sich so, wie es sein Trainer erwartete. Jedenfalls in dieser Sekunde. Auf die Frage, wie denn nach dem 3:2 (2:0)-Pokalsieg des VfL Osnabrück gegen Borussia Dortmund gefeiert werde, hob der Osnabrücker Stürmer abwehrend die Hände: Ein, zwei Bierchen seien maximal drin. Aber dann „müssen wir an Samstag denken, da haben wir ein schweres Spiel in Erfurt“. Kurz zuvor hatte sich das noch anders angehört. Da hatte Schmidt noch eine mobile Zapfanlage durch die Katakomben des Stadions geschoben und einem Betreuer hinterhergebrüllt: „Ey, das Fass ist leer, besorg mal ein neues.“

Schließlich gab es genügend zu feiern. Mittelfeldspieler Matthias Heidrich sprach von einem „weiteren Stück Osnabrücker Fußballgeschichte, an das man sich hier noch lange erinnern wird“. Mit Rostock, dem HSV und nun Dortmund hat der Drittligist schon drei Erst- oder Zweitligisten aus dem Wettbewerb geworfen. Bei der Ursachenforschung finden die Protagonisten vor allem eine Begründung: die Stimmung, die von den Rängen auf die Spieler übergeht. „Wahnsinn“, sagte Trainer Karsten Baumann ergriffen, „das ist unbeschreiblich, was hier wieder abgegangen ist. Da muss man dabei gewesen sein.“

Kapitän Angelo Barletta, der mit seinen beiden Treffern in der ersten Halbzeit einen wesentlichen Anteil am Sieg hatte, schwärmte von einem „überragenden Gefühl“. Allerdings kam den Gastgebern auch der Umstand zugute, dass sie auf einen Gegner trafen, der erschreckend harmlos auftrat. In der Offensive agierte der BVB in der ersten Halbzeit trotz erhöhten Ballbesitzes und auffallender läuferischer Überlegenheit extrem harmlos. Und hinten ist vor allem das reichlich naive Abwehrverhalten nach ruhenden Bällen ein eklatanter Schwachpunkt, der dem Gegner immer wieder leichte Torerfolge ermöglicht.

So fielen die ersten beiden Gegentreffer nach einem Einwurf und nach einem Eckball, jedes Mal höflich unterstützt durch weit entfernt stehende schwarz- gelbe Statisten. „Wir wussten um die Dortmunder Schwächen bei Defensivstandards“, sagte Barletta, „das haben wir ausgenutzt.“

Von einem zwei Klassen tiefer angesiedelten Gegner so vorgeführt zu werden, sorgt beim BVB für Nachdenklichkeit. Trainer Jürgen Klopp konnte seine Wut nur mühsam kontrollieren. „Wir verteidigen bei Standards eigentlich Mann gegen Mann, stehen dann aber im Raum. Das ist doch völliger Blödsinn.“ Und ärgerlich zudem, denn das Versagen der Spieler kostet den Verein mehr als eine Million Euro. Das Erlebnis von Osnabrück empfand Klopp als „schrecklich“. Nun erwartet er eine Reaktion: „Wenn die Mannschaft die Frechheit besitzen sollte, nicht mit Selbstvertrauen und Mut zu antworten, weiß ich auch nicht, wie das einzuschätzen ist.“ Die erste Möglichkeit zur guten Antwort gibt es morgen. Dann reist Hertha BSC nach Dortmund.

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