zum Hauptinhalt
Toni

© AFP

DFB-Pokal: Schicksal mit Verlängerung

Den Sieger konnte man so erwarten, aber nicht den Spielverlauf: Dank zweier Tore von Luca Toni siegt Bayern München in einem spannenden Pokalfinale gegen Borussia Dortmund.

Wer fatalistisch denkt, geht davon aus, dass alles Geschehen einer Notwendigkeit unterliegt, der man machtlos ausgeliefert ist. Ungeachtet der stetigen Wiederauferstehungsrhetorik ihres Trainers Thomas Doll vermittelten die Fußballprofis von Borussia Dortmund in dieser Saison ein ums andere Mal eindrucksvoll das Bild, Anhänger dieser Weltanschauung zu sein. Auch zu Beginn des 65. Endspiels im DFB-Pokal sah es gestern Abend vor 74 244 Zuschauern im Berliner Olympiastadion danach aus. Dann aber steigerte sich der BVB gewaltig und bot dem FC Bayern einen großen Pokalkampf, unterlag am Ende aber 1:2 nach Verlängerung (1:1, 0:1).

Der Rekordpokalsieger aus München holte gestern seinen 14. Titel. Da Bayern in der Champions League spielen wird, war Dortmund bereits vor dem Spiel als Pokalfinalist für den Uefa-Cup qualifiziert. Es war der sechste Pokalsieg für Bayern-Torwart Oliver Kahn, der nach dem Abpfiff in einer Jubeltraube seiner Mitspieler verschwand. Der 38-Jährige ist nach seinem letzten Finale damit alleiniger Rekordhalter. Bayern-Manager Uli Hoeneß sagte: „Wir haben nach dem 1:0 nur verwaltet und mussten nach dem Ausgleich noch hart arbeiten. Ich bin ein glücklicher Mensch.“ Neben der quasi feststehenden Meisterschaft ist es der zweite Titel in der letzten Saison von Trainer Ottmar Hitzfeld.

Vor einer Woche hatte Dortmund in der Bundesliga beim verheerenden 0:5 gegen die Münchner nach 22 Minuten bereits 0:4 hinten gelegen. So begann der BVB gestern äußerst vorsichtig – und lag nach elf Minuten zurück, weil Luca Toni eine Hereingabe von Franck Ribéry zum 1:0 für die Münchner verwandelte. Es war der 34. Treffer des italienischen Stürmers im 41. Pflichtspiel für den FC Bayern. Die Dortmunder Fans, die schon den Tag über das Berliner Stadtbild schwarz-gelb gestaltet hatten, focht das nicht an. Wie schon beim Debakel vor einer Woche sangen sie dem drohenden Untergang ihrer Fußballwelt kräftig entgegen, für die tolle Stimmung im Olympiastadion sorgte vor allem der mutmaßliche Verlierer.

Auf dem Platz sahen die Dortmunder Spieler zunächst auch wie solche aus. Die Münchner waren überlegen und kontrollierten das Spiel, ohne allzu vehement auf ihr zweites Tor zu drängen. Bis auf einige ungefährliche Kopfbälle von Miroslav Klose spielten sie sich allerdings keine großen Chancen heraus.

Die Dortmunder schossen in Person von Florian Kringe nach einer halben Stunde zum ersten Mal auf das Tor der Münchner. Dortmund kam nun besser ins Spiel, zum Ende der ersten Halbzeit scheiterte Tinga, als er am Fünfmeterraum von Lucio abgeblockt wurde.

Nach der Halbzeit wurde Dortmund stärker, beinahe hätte Klose das Spiel aber schon entschieden. Erst köpfte er Zentimeter am Tor vorbei, zwei Minuten später klärte Jakub Blaszczykowski einen Kopfball Kloses auf der Linie. Auch der BVB hatte jetzt Chancen, Florian Kringe scheiterte zweimal knapp. Die Münchner waren nicht mehr Herr über das Geschehen und riskierten das Ausgleichstor. Ottmar Hitzfeld wechselte Lukas Podolski für Klose ein, und der hatte bald eine Riesenmöglichkeit, als Robert Kovac seinen Nachschuss auf der Linie klärte. Danach zogen sich die Bayern aber zurück, Dortmund drängte und kämpfte, der große Favorit aus München behalf sich mit Befreiungsschlägen. In der Nachspielzeit zahlten die Münchner dann für ihre Passivität. Mladen Petric traf aus dem Gewühl doch noch zum 1:1. Die Helfer, die bereits das Podest für die Siegerehrung hereingetragen hatten, mussten wieder umkehren, es gab Verlängerung.

In der drängten weiter die Dortmunder, die Bayern wirkten matt. Oliver Kahn parierte einen Weitschuss Kringes glänzend. Dann passierte das, was in den letzten drei Spielen davor auch passiert ist: Luca Toni schoss ein zweites Tor, wie schon gegen Dortmund in der Bundesliga, wie in Getafe, wie in Frankfurt am Main. Ob er dabei von Podolski angeschossen wurde oder den Ball absichtlich verlängerte, war nicht zu entscheiden. Auf der lange ruhigen Bayern-Bank sprangen alle auf, Uli Hoeneß blieb lieber noch sitzen. Kurz nach dem 1:2 sah Dortmunds Blaszczykowski nach einem Foul Gelb-Rot, er war zuvor für eine Schwalbe im Strafraum von Schiedsrichter Kircher verwarnt worden. Gegen zehn Dortmundern gelang es den Bayern dieses Mal, ihren Vorsprung zu verwalten.

Der Außenseiter aus Dortmund hatte ganz unfatalistisch gekämpft, das Schicksal aber hatte gewonnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false